Bericht zur Lage der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Land Bremen 2023

Achtzigtausend - So viele sozialversicherte Beschäftigte ab 55 Jahre werden im Land Bremen in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen

Gesellschaft und Beschäftigte im Krisenmodus


„Krise kann ein produktiver Zustand sein“, wie Max Frisch sagt. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.

Peter Kruse
Präsident

Drei Politikfelder müssen aus Sicht der Arbeitnehmerkammer besonders in den Blick genommen werden

1. Qualifizierung ist das Gebot der Stunde

Und zwar nicht nur, weil die Wirtschaft qualifizierte Fachkräfte braucht. Immerhin geben einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer zufolge fast 60 Prozent der Unternehmen an, dass sie im Mangel an Fachkräften das größte Geschäftsrisiko sehen. Produktionsmöglichkeiten werden eingeschränkt, nachgefragte Dienstleistungen nicht erbracht. Durch Qualifizierung und Weiterbildung verbessert sich aber auch die Arbeitsmarktsituation von Beschäftigten und die Chancen auf einen gut bezahlten Arbeitsplatz steigt. Dies gilt vor allem vor dem Hintergrund der Digitalisierung und zunehmend wegfallender Einfacharbeit. 

2. Soziale Ungleichheit und Ungleichheit auf dem Arbeitsmarkt

Die Corona-Pandemie hat die Ungleichheit verschärft: Geringverdienende haben seltener von Kurzarbeit profitiert und waren häufiger von Entlassungen bedroht. Und dann kamen Energiepreiskrise und Inflation. Daher haben wir als Arbeitnehmerkammer früh für direkte, steuerpflichtige Zahlungen plädiert. Zudem kann eine durchaus sinnvolle Energiepreisbremse auch durch höhere Spitzensteuersätze mitfinanziert werden. Die entsprechenden Vorschläge der Wirtschaftsweisen begrüßen wir ausdrücklich!

3. Inflation schmälert Freude über Mindestlohn und Bürgergeld

Den Umstieg von Hartz IV auf Bürgergeld haben wir begrüßt. Die Stärkung der Qualifizierung ist richtig, wenn auch noch unzureichend. Und noch immer ist die Berechnungsgrundlage nicht geeignet, das Existenzminimum darzustellen. Zudem fehlt ein Mechanismus, um Kaufkraftverluste rasch auszugleichen. Gleiches gilt für den 12-Euro-Mindestlohn, der an sich richtig und gut ist. Wir haben mit daran gearbeitet, dass Bremen mit seinem Landesmindestlohn zum Treiber für den Bund wurde. Wir haben uns aber auch erfolgreich für ein neues Tariftreue- und Vergabegesetz eingesetzt, Ende 2022 hat es Gesetzesform angenommen. Das Gesetz muss Schule machen!


Wirtschaft und Arbeits­markt: Bremen
hat Nachhol­bedarf

Alternativen zum Schuldenmachen: keine

Die besten Investitionen
sind die in Köpfe


Werden Bayerische womöglich bald zu Bremischen Motoren­werken?

Vorhaben dieser Größenordnung sind überhaupt nur am Standort Bremen realisierbar

Bremerhaven profiliert sich als Testzentrum für Wasser­stoff­technologien


Klar ist: Ab sofort wird die Demografie ein wichtiger Player am Arbeitsmarkt

Bremen kann im Strukturwandel die Nase vorn haben:
Mit einer Qualifizierungsoffensive, bei der alle an einem Strang ziehen.

Jeder Euro, der investiert wird, um Jugendlichen von der Schule bis in den Beruf zu helfen, ist gut angelegt.


Drei Fragen aus dem Interview:

2. Zieht sich ein solches Gebaren durch alle Branchen?

Menschen mit Sprachbarrieren hat die aktuelle Krise besonders hart getroffen: Sie sind oft auch Opfer von rechtswidrigen Vereinbarungen. In manchen Branchen, zum Beispiel bei der Arbeitnehmerüberlassung, bei Speditionen und Logistik oder auf dem Bau, wird die Unwissenheit dieser Menschen teils systematisch ausgenutzt.

3. Was sind die Top-Themen, die an Sie herangetragen werden?

Beim Arbeitsrecht ist das alles rund um das Gehalt, gefolgt von der Beendigung des Angestelltenverhältnisses, Arbeitszeit, Urlaub und Fragen zu den Arbeitspapieren. Auffällig ist die psychische Belastung am Arbeitsplatz: Noch nie ist sie so massiv angestiegen wie in den letzten Jahren.