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Alleinerziehende im Land Bremen

Alleinerziehende sind längst eine übliche Familienform – besonders in den ostdeutschen Bundesländern und den Stadtstaaten: in Bremen ist fast jede vierte Familie eine Ein-Eltern-Familie

Im Land Bremen lebten Ende 2023 insgesamt 68.000 Familien mit Kindern unter 18 Jahren – davon waren rund 16.000 Ein-Eltern-Familien (23,5 Prozent). Lediglich in Hamburg (24 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Sachsen-Anhalt (bis 26 Prozent) gibt es anteilig mehr Alleinerziehende. Deutschlandweit gelten hingegen nur etwa 18 Prozent der Familien als alleinerziehend. Bei diesen Zahlen der offiziellen Berichterstattung werden jene Familien nicht berücksichtigt, die ein sogenanntes Wechselmodell leben.

Erwerbstätigkeit

Trotz der besonderen Herausforderungen für die vielen alleinerziehenden Mütter und die Minderheit an Vätern (15 Prozent) sind zwei Drittel (66 Prozent, 2022) von ihnen erwerbstätig. Ihre Erwerbstätigenquote liegt somit höher als die der Mütter in Paarfamilien. Im Land Bremen sind das rund 10.500 Alleinerziehende, von denen rund die Hälfte in Teilzeit beschäftigt ist.

Beim Vergleich mit anderen Bundesländern zeigt sich, dass Alleinerziehende es in Bremen besonders schwer haben, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. So sind in Deutschland im Schnitt 74 Prozent der Alleinerziehenden erwerbstätig, in Hamburg 68 Prozent, in Berlin 70 Prozent und in Bayern sogar 82 Prozent (2022). In Bremen bleibt also einiges zu tun.

Unterstützungsleistungen

Befragungen von Alleinerziehenden zeigen, dass sie besonders engagiert sind, ihr Leben finanziell unabhängig zu führen. Allerdings ist dies nicht allein durch Erwerbsarbeit garantiert. Obwohl rund zwei Drittel der Alleinerziehenden im Land Bremen erwerbstätig sind, sind 9.800 gemeinsam mit ihren Kindern auf Leistungen aus der Grundsicherung angewiesen (2023). Sie leben mit insgesamt 17.864 Kindern in sogenannten Bedarfsgemeinschaften, in Familien, die Leistungen aus der Grundsicherung beziehen.

Während ein Drittel der Alleinerziehenden im Land Bremen finanziell eigenständig ist, sind knapp zwei Drittel der Haushalte auf finanzielle Unterstützung angewiesen, die meisten von ihnen auf ergänzende Hilfen zu ihrem nicht ausreichenden Einkommen aus Arbeit.

Warum sind die Zahlen für Bremen so viel schlechter als in anderen Teilen Deutschlands?

Erwerbstätigkeit, Arbeitslosigkeit, Unterstützungsleistungen – im Bundesland Bremen sind die Zahlen durchweg schlechter als in anderen Bundesländern. Warum das so ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Die Statistik gibt Hinweise auf mögliche Ursachen.

Der Zugang zum Arbeitsmarkt ist für Frauen im Land Bremen schwieriger als in anderen Teilen Deutschlands. In keinem anderen Bundesland sind anteilig so wenig Frauen erwerbstätig. Auch die Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen (Gender Pay Gap) ist mit 19 Prozent (2023) größer als in ganz Deutschland und vielen anderen Bundesländern. Zwar stieg auch in Bremen, wie im Bundestrend, die Erwerbsbeteiligung von Frauen über viele Jahre an. Seit einigen Jahren ist im Gegensatz zu anderen Bundesländern in Bremen jedoch ein Stillstand zu beobachten. Aktuell liegt die Quote bei 67 Prozent (2023). Rund ein Drittel der Bremer Frauen im erwerbsfähigen Alter ist also nicht in den Arbeitsmarkt integriert.

Die Situation spitzt sich weiter zu, wenn Frauen Familien gründen und Mütter werden. Sobald Betreuungsarbeit in den Familien anfällt, sind es vor allem die Mütter, die dafür den Umfang ihrer Erwerbstätigkeit anpassen und ihre Arbeitszeit reduzieren.

Zugleich ist in den letzten Jahren ein stetiger Anstieg der Erwerbsbeteiligung von Müttern zu erkennen. Dazu hat vor allem der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab dem ersten Lebensjahr seit dem Jahr 2013 beigetragen. Seitdem stieg in allen Bundesländern, auch in Bremen, die Erwerbstätigkeit der Mütter. Bremen liegt hier jedoch deutlich hinter vergleichbaren Bundesländern wie dem Saarland, Berlin oder Hamburg.

Gravierend ist vor allem der große Abstand Bremens bei der Erwerbstätigkeit der Mütter mit Kindern im Kita-Alter (drei bis sechs Jahre). Schon 2013 lag ihre Erwerbstätigkeit mit 50 Prozent deutlich hinter anderen Bundesländern. Hier war im Land Bremen der Anstieg bis 2021 besonders gering.

Die Verfügbarkeit von Betreuungsmöglichkeiten ist für Familien eine wichtige Grundlage für die Aufnahme von Erwerbsarbeit. Besonders für alleinerziehende Mütter spielen dabei auch die Dauer der Betreuungszeit oder flexible Regelungen eine wichtige Rolle. Auch hier schneidet Bremen nicht gut ab: Gerade einmal 38 Prozent der Kinder zwischen drei und sechs Jahren hatten 2022 einen ganztägigen Betreuungsplatz. Und auch die Öffnungsdauer der Kindertagesbetreuung ist im Land Bremen deutlich kürzer als in den anderen Bundesländern und beschränkt damit die möglichen Arbeitszeiten Alleinerziehender in Früh- oder Spätdiensten (KammerKompakt_Vereinbarkeit_von_Familie_und_Beruf_2023.pdf (arbeitnehmerkammer.de)).

Großer Handlungsbedarf besteht zudem bei den Bildungs- und Berufsabschlüssen von Alleinerziehenden. Im Jahr 2023 hatten von den alleinerziehenden Arbeitslosen etwa 20 Prozent keinen Schulabschluss und etwa weitere 35 Prozent eine Berufsbildungsreife (ehemals Hauptschulabschluss). 76 Prozent der alleinerziehenden Arbeitslosen haben keinen Berufsabschluss. Dies ist der höchste Wert unter allen Bundesländern. Damit sind sie von vielen angebotenen Stellen und Ausbildungen ausgeschlossen. Finden sie dennoch einen Job, dann vor allem im Niedriglohnsektor mit nicht existenzsichernder Entlohnung.

Die Arbeitnehmerkammer Bremen fordert eine Qualifizierungsoffensive mit zielgruppenspezifischen Unterstützungsmaßnahmen, um möglichst vielen Alleinerziehenden einen Berufsabschluss zu ermöglichen.

Weiblich, arbeitslos und alleinerziehend

Was ist eigentlich eine BCA? Vor welchen Hürden stehen Frauen in der Grundsicherung bei der Suche nach Erwerbsarbeit? Was tut das Jobcenter, um sie zu unterstützen und wo gibt es noch Nachholbedarf? In dieser Folge sprechen wir mit Nina von Rittern, Geschäftsführerin des Jobcenters Bremerhaven, und Tanja Hesse-Bloch, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, über eine Gruppe von Frauen, die besonders vielen Barrieren auf dem Arbeitsmarkt gegenübersteht – diejenigen, die zur Existenzsicherung auf Leistungen des Jobcenters angewiesen sind.

KontaktAKB003_Icon-Kontakt

Thomas Schwarzer
Referent für kommunale Sozialpolitik

Am Wall 195
28195 Bremen

Tel.: 0421/36301-976
Fax: 0421/36301-995

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Projekt Paula+ AKB003_IconInfo

Die Arbeitnehmerkammer unterstützt das Projekt Paula+, das einen umfangreichen Informationsaustausch zwischen alleinerziehenden Müttern in Bremen fördern möchte. Paula+ bietet soziale Beratung, Begegnungsmöglichkeiten, Ausbildung und Jobvermittlung an. Im Mehrgenerationenhaus Matthias-Claudius in der Neustadt finden regelmäßig Mütter-Treffen statt.