Phlipp Manthey inmitten von Mitgliedern einer Schiffsbesatzung im Hafen.

Ein Herz für die Menschen an Bord

Ein Porträt in unserer Reihe Galerie der Arbeitswelt

Als Diakon leitet Philipp Manthey die Bordbetreuung der Seemannsmission Bremerhaven

Brustporträt von Philipp Manthey vor einem Schiff im Hafen.

Text: Ulf Buschmann
Foto: Kay Michalak
1. März 2024

„Wifi!“ Der Jubelschrei eines Mitglieds der Besatzung der „Henneke Rambow“ hallt über und durch das ganze Schiff. Spätestens jetzt wissen alle in der Werft und an Bord, dass Philipp Manthey, der Mann von der Seemannsmission Bremerhaven, gekommen ist. Im Gepäck hat er etwas, das die größtenteils von den Philippinen stammenden Seeleute sehnlichst erwartet haben: einen der Router der Seemannsmission. Dieser ist für sie wichtig, um Kontakt zu ihren Familien zu halten.

Philipp Mantheys offizielle Funktion lautet „Leiter der Bordbetreuung der Seemannsmission Bremerhaven“. Dort arbeitet er seit Ende Juli 2023. Seine Berufsbezeichnung: Diakon. Studiert hat der heute 28-Jährige Religionspädagogik und Soziale Arbeit an der CVJM-Hochschule Kassel. Mit diesen Kenntnissen könnte er auch den Jugendbereich einer Kirchengemeinde oder eines Kirchenkreises leiten. „Aber das ist nicht so meins“, sagt er, „mein Herz schlägt für die Schifffahrt und die Menschen an Bord.“ Deshalb hat er sich für die Seemannsmission in Bremerhaven entschieden.

Die Verhältnisse auf den Schiffen weltweit kennt Philipp Manthey auch von der „anderen Seite“. Denn bevor er in Kassel loslegte, hat er erfolgreich sein Studium für Seeverkehrs- und Hafenwirtschaft in Elsfleth abgeschlossen. Durch seinen Werdegang habe er „den Widerspruch zwischen der Menschenwürde und den wirtschaftlichen Interessen der Unternehmen“ kennengelernt.

Die Freude der Seeleute sowie der bei jedem Bordbesuch gezollte gegenseitige Respekt mit Begegnungen auf Augenhöhe haben ihm gezeigt: Hier bist du richtig. Hinzu kommt Philipp Mantheys Selbstverständnis als Diakon und Christ. Er spricht vom „Schatz der aufsuchenden Arbeit“.

Für das alles bedarf es einer guten Vorbereitung im Büro an der Schifferstraße. Philipp Mantheys Arbeitsalltag startet in der Regel mit Büroarbeit. Er selbst macht sich zusammen mit einem Kollegen oder allein von 9 bis 13 Uhr oder von 14 bis 18 Uhr auf den Weg in die Häfen. „Das ist tidenabhängig“, sagt der Diakon. Hintergrund: Die Aufmerksamkeit gilt erst einmal den Besatzungen auf den neu hereinkommenden Schiffen. Zur Ausstattung von Philipp Mathey gehört ein Rucksack. Darin sind unter anderem Informationsmaterial über Bremerhaven und die Angebote der Seemannsmission, Sim-Karten für Mobiltelefone und einer der Router enthalten, über die die Bremerhavener verfügen.

Auf einem der Geräte prangt gut sichtbar das Logo der Internationalen Transportarbeitergewerkschaft (ITF). „Sie ist unser wichtigster Verbündeter“, sagt Philipp Manthey. Die Aufgaben vor Ort als Inspektor übernimmt Verdi-Sekretär Sven Hemme. Während er sich um gewerkschaftliche Dinge wie Vertragsprobleme, Fragen der Heuer oder auch Diskriminierung von Besatzungsmitgliedern durch Offiziere kümmert, übernimmt die Seemannsmission die tägliche Betreuung.

Das alles, weiß Philipp Manthey, funktioniert indes nicht ohne gute Verbindungen etwa zu Behörden und Unternehmen. Diese aufzubauen und zu pflegen gehört denn auch zu seinen Aufgaben. Er sagt: „Wir sind das menschliche Gesicht des Hafens, dafür müssen wir vernetzt sein.“

 

Bremerhaven ist einer von insgesamt 14 Standorten der Deutschen Seemannsmission; weltweit sind es 33 in 15 Ländern. Finanziert wird die Seemannsmission unter anderem aus Zuschüssen der Landeskirchen, Geld vom Bund und Spenden. Das Geld vom Bund gibt es, weil sich Deutschland in internationalen Verträgen zur Vorhaltung von sozialer Infrastruktur in seinen Häfen verpflichtet hat.

Diese Aufgabe übernehmen die Seemannsmission und das katholische Pendant „Stella Maris“. Die Seemannsmission bietet an ihren Standorten nicht nur Bordbetreuung an – in den sogenannten Seafarer’s Clubs, den Seemanns-Clubs, können die Seeleute ihre Freizeit verbringen.

Pädagogisch-diakonisch Mitarbeitende

Der Verdienst für pädagogisch-diakonische Mitarbeitende lehnt sich, wie bei kirchlichen oder kirchennahen Institutionen üblich, an den Tarifvertrag der Länder an. Ja nach individueller Situation liegt das Durchschnittsgehalt zwischen 2.618 Euro für ungelernte Berufsanfänger und 5.004 Euro für studierte Kräfte nach 15 Berufsjahren.