Eine Frau mit kurzen grau-weißen Haaren und blauer Jacke steht von dem Apothekenzeichen in rot-weiß.

Neuer Job - und nun?

Tipps für den Start

Das Bewerbungsgespräch war erfolgreich und der Arbeitsvertrag ist so gut wie unterschrieben – der neue Job kann beginnen. Wir zeigen, was es für einen guten Start braucht, was rechtlich wichtig ist und wie sich Stolpersteine an den ersten Arbeitstagen vermeiden lassen.

Text: Suse Lübker
Fotos: Jonas Ginter
26. April 2022

Heike Stolte weiß bereits seit einigen Monaten, dass ein Jobwechsel ansteht: Die Apotheke, in der die pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA) seit vielen Jahren gearbeitet hat, wird geschlossen. Dennoch hat sie sich erst einige Wochen vor ihrem letzten Arbeitstag auf Jobsuche gemacht. Der Grund: Zurzeit ist das Angebot für PTAs aufgrund des Fachkräftemangels gut. „Meine Kolleginnen und ich haben uns auf der Website der Bremer Apothekerkammer umgeschaut und waren erstaunt, wie viele Stellen dort angeboten werden“, berichtet die 50-Jährige.

Gleich das erste Vorstellungsgespräch ist erfolgreich – am 1. April startet Heike Stolte ihren ersten Arbeitstag bei ihrem Wunscharbeitgeber. Und sie freut sich auf den Einstieg, fühlt sich gut vorbereitet, weil sie vorab einige Fragen klären konnte. Sie wird genug Zeit zur Verfügung haben, um sich einzuarbeiten, ist über ihren zukünftigen Schichtplan informiert und weiß, mit welchem Computersystem sie arbeiten wird.

All das sei hilfreich für einen entspannten Start, so Stolte. Wichtig sei auch, dass man sich bereits vor dem Bewerbungsgespräch ein paar Notizen macht. So könne man im Gespräch zum Beispiel besprechen, welche Fortbildungsmöglichkeiten es gibt oder wie es mit einer betrieblichen Altersvorsorge aussieht. „Ich habe mich nach der Zusage noch mal bei meiner Chefin gemeldet und ein paar offene Fragen geklärt. Jetzt bin ich ganz gespannt im Hinblick auf meinen Einstieg“, erklärt Stolte.

Wichtig: Fragen stellen und Fettnäpfchen vermeiden

Beruflicher Einstieg nach der Elternzeit

Nicht immer läuft der Wechsel von einem Beschäftigungsverhältnis zum nächsten so reibungslos wie bei Heike Stolte. Manchmal liegen längere Zeiträume zwischen zwei Arbeitsstellen oder der Einstieg in den Job verzögert sich durch eine Elternzeit. Mirja Köhler (Name von der Redaktion geändert) wird mitten im Studium schwanger. Als ihr Sohn in die Kita kommt, ist für die alleinerziehende Mutter klar, dass sie das Studium nicht fortsetzen wird, sondern sich eine Arbeitsstelle suchen möchte.

Allerdings gestaltet der berufliche Einstieg sich schwierig. Köhler nimmt an zahlreichen Weiterbildungen teil und bewirbt sich immer wieder auf offene Stellen – allerdings ohne Erfolg. Nach 13 Jahren Arbeitslosigkeit schließlich findet sie eine Stelle als Bürokraft bei einem Weiterbildungszentrum und arbeitet im Anschluss in einem zweijährigen Projekt mit Geflüchteten. Im Dezember 2018 startet sie als Empfangs- und Verwaltungsmitarbeiterin bei einem Weiterbildungsträger.

In der ersten Zeit fühlt sie sich noch unsicher: „Mir fehlte einfach die Erfahrung, die andere in der Zeit gemacht haben. Ich hatte das Gefühl, dass nichts schiefgehen darf – das hat mich gerade zu Beginn unter Druck gesetzt.“ So nach und nach wird ihr jedoch klarer, was sie gut kann und wo sie hinpasst. Und sie merkt, wie hilfreich es war, dass sie sich ständig weitergebildet hat und immer wieder befristete Jobs angenommen hat. So hat sie den Faden zum Berufsleben nie verloren. „Mittlerweile kann ich mir auch zugestehen, dass Fehler absolut menschlich sind“, erklärt Köhler, „und ich weiß inzwischen, welche Aufgaben mir besonders liegen und welche weniger.“

Gut vorbereitet in den neuen Job

Ähnlich wie Mirja Köhler geht es selbst denjenigen, die bereits viel Berufserfahrung haben – oft bestimmen gemischte Gefühle den Start in einen neuen Betrieb, manchmal löst ein Stellenwechsel Ängste oder Unsicherheit aus und gleichzeitig fehlt die Routine und das gewohnte Arbeitsumfeld. Hinzu kommt, dass sich zu Beginn schwer einschätzen lässt, ob die Entscheidung für genau diese Arbeitsstelle richtig war.

Christiane Goertz von Frauen in Arbeit und Wirtschaft e. V. (FAW) berät Frauen, die sich beruflich neu- oder umorientieren. Dazu gehören auch diejenigen, die nach einer längeren Familienzeit oder nach einem Jobwechsel neu durchstarten. „Mit Frauen, die frisch in eine neue Tätigkeit eingestiegen sind, spreche ich darüber, dass die Einarbeitung in einen neuen Job ein Prozess ist, der Zeit braucht. Es ist normal, dass man am Anfang mehr Fragen als Antworten hat. Das zu wissen, entlastet sie oft.“ Sie ergänzt, dass nicht jede Frage sofort gestellt und beantwortet werden müsse. Besser sei es, Fragen, die nicht so dringend sind, aufzuschreiben und zu bündeln und sie dann zu stellen, wenn die Ansprechpersonen sich Zeit dafür nehmen können, so Goertz.

„Es ist normal, dass man am Anfang mehr Fragen als Antworten hat.“
Christiane Goertz (Frauen in Arbeit und Wirtschaft e. V.)

Business-Etikette: Fragen stellen und Fettnäpfchen vermeiden

Die Business-Knigge-Trainerin und Vorsitzende des Arbeitskreises Umgangsformen International (AUI) Inge Wolff empfiehlt, sich gleich nach der Zusage zu erkundigen, wen man vor dem Antritt der Stelle ansprechen kann, wenn es noch Fragen gibt. Das habe einen ganz praktischen Grund, so Wolff: „Nicht immer sind die Personen, die die Interviews führen, auch die zukünftigen Vorgesetzten.“ Insofern helfe es, wenn man früh weiß, mit wem man mögliche Unklarheiten besprechen kann und die Person sei bereits vorgewarnt.

Grundsätzlich gelte, so Wolff, lieber einmal mehr zu fragen als einmal zu wenig: „Es ist wichtig, dass ich mich gleich zu Anfang schlaumache über die innerbetrieblichen Spielregeln.“ Dazu gehört auch, einfach mal nachzufragen, wie es mit dem Duzen oder Siezen gehandhabt wird oder – wenn jemand Zweifel an der Kleidung hat – nachzufragen, was gewünscht wird. Wer sich am ersten Tag ähnlich kleidet wie beim Bewerbungsgespräch, mache nichts falsch, rät die Business-Trainerin. Und auch die Namen der neuen Kolleginnen und Kollegen könne man im Zweifelsfall noch mal erfragen. Die meisten Menschen haben großes Verständnis dafür, wenn man sich nicht alle Namen gleichzeitig merkt, da könne man ruhig noch mal nachfragen, statt das zu vertuschen, so Wolff.

„Es ist wichtig, dass ich mich gleich zu Anfang schlaumache über die innerbetrieblichen Spielregeln.“
Inge Wolff (Business-Knigge-Trainerin)

Auch wer sich gut auskennt, sollte nicht gleich an den ersten Arbeitstagen mit seinem Wissen protzen: „Es ist ein absolutes No-Go, wenn ich als Neuling den Teammitgliedern gleich zu Beginn klar mache, dass ich alles besser kann“, erklärt Wolff. Noch schlimmer sei es, wenn man darauf hinweist, was in der alten Firma alles besser gelaufen ist oder diese schlechtmacht – da trete man in ein echtes Fettnäpfchen, findet Wolff. Ein weiteres No-Go sei es, sich an Tratsch und Klatsch zu beteiligen. Besser sei es, einfach mal zuzuhören, aber besser nicht mitzumischen:"So erfahre ich eine ganze Menge Internes", rät Wolff.

Den Arbeitsvertrag unter die Lupe nehmen Zu einer guten Vorbereitung zählt auch, den Arbeitsvertrag genau zu prüfen, bevor er unterschrieben wird – das empfiehlt Kaarina Hauer, Leiterin Rechtspolitik und -beratung bei der Arbeitnehmerkammer. Jede Arbeitnehmerin und jeder Arbeitnehmer sollte darauf achten, dass die Punkte, die im Bewerbungsgespräch ausgehandelt worden sind, sich auch tatsächlich so im Arbeitsvertrag wiederfinden.

„Zu einer guten Vorbereitung zählt auch, den Arbeitsvertrag genau zu prüfen, bevor er unterschrieben wird.“
Kaarina Hauer (Leiterin Rechtspolitik und -beratung bei der Arbeitnehmerkammer)

„Wir haben in der Beratung oft den Fall, dass bestimmte Vertragsbestandteile, so zum Beispiel Beginn und Ende der Arbeitszeit, nicht genau festgelegt sind“, erläutert Hauer. Wenn im Bewerbungsgespräch besprochen wurde, dass die oder der Beschäftigte nur vormittags arbeiten kann, dann sollte diese Regelung so auch im Arbeitsvertrag stehen. Bei Fragen oder Unklarheiten zu einzelnen Vertragspunkten sollte der Arbeitgeber noch einmal angesprochen werden.“