Text: Annabel Oelmann (Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen)
Illustration: Annika Falke
1. September 2022
Nachhaltige Geldanlagen sind keine Nische mehr. Mittlerweile scheinen sie sogar im sogenannten Mainstream angekommen zu sein. Obwohl insgesamt noch mehr institutionelle Anleger so investieren, interessieren sich auch immer mehr Privatanlegerinnen und Privatanleger dafür.
Wie hat sich aber das Interesse, der Besitz sowie die Wünsche der Verbraucherinnen und Verbraucher zu solchen Produkten in den vergangenen Jahren verändert? Die Verbraucherzentrale Bremen hat nachgefragt und die im November 2013 erstmalig durchgeführte Befragung mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa Anfang 2022 wiederholt.
Auch aktuell besitzt die Mehrheit der Befragten selbst noch keine nachhaltige Geldanlage. Allerdings ist der Anteil derer, die ihr Geld nachhaltig anlegen, gegenüber 2013 deutlich von fünf auf 22 Prozent gestiegen. Die Hälfte derjenigen, die noch keine nachhaltige Geldanlage besitzen, äußert großes Interesse an dieser Anlagemöglichkeit – ebenfalls eine deutliche Steigerung.
Kern der Befragung ist, welche Branchen und Verhaltensweisen von Unternehmen für nachhaltige Geldanlagen ausgeschlossen oder aber gezielt ausgewählt werden sollten.
Sowohl in 2013 als auch in 2022 wurden der Ausschluss von Waffen und Rüstung, ausbeuterische Kinderarbeit sowie der Wunsch nach guten Arbeitsbedingungen mit der höchsten Übereinstimmung genannt.
Zu erkennen ist aber auch, dass es eine Verlagerung hin zu ökologischen Themen gibt. Die gesellschaftlichen und sozialen Themen rücken in 2022 etwas in den Hintergrund. So wird bei den Erwartungen an gezielte Investitionen das Hauptthema aus 2013 – die Armutsbekämpfung – heute von den erneuerbaren Energien abgelöst.
Abzuwarten bleibt, wie sich das weiterentwickelt. Ob sich zum Beispiel der Krieg gegen die Ukraine und die dadurch ausgelöste Sicherheits- und Energiedebatte auf das Verständnis von Nachhaltigkeit und somit auch auf die Kriterien von nachhaltiger Geldanlage weiter auswirken. Die Befragung fand vom 24. Januar bis 4. Februar 2022 statt, also vor Ausbruch des Angriffskriegs.
Weiterhin wollten wir wissen, wie die Befragten zu den geplanten Änderungen bei den Wertpapierberatungsgesprächen stehen, denn ab August dieses Jahres werden Anlegerinnen und Anleger nach ihren Nachhaltigkeitspräferenzen gefragt werden müssen. Fast drei Viertel der Befragten finden das gut. Durch diese regulatorische Änderung wird das Thema noch stärker an Bekanntheit gewinnen.
Die beste Beratung zu nachhaltiger Geldanlage erwarten die Befragten aktuell übrigens von den Verbraucherzentralen. Die Verbraucherzentrale Bremen hat die Beachtung von Nachhaltigkeitskriterien seit vielen Jahren in ihre Beratungsgespräche zur Geldanlage und Altersvorsorge integriert und bietet eine spezielle Beratung für alle an, die sich ganz genau damit beschäftigen möchten.
Interessierte Verbraucherinnen und Verbraucher finden erste Informationen dazu auf dem Internetportal Geld bewegt und wer investieren möchte, kann sich gerne persönlich bei der Verbraucherzentrale Bremen beraten lassen.
Sie haben Fragen zur privaten Vorsorge? Hier hilft die unabhängige Beratung der Verbraucherzentrale. Beschäftigte im Land Bremen, also alle KammerMitglieder, zahlen bei der Verbraucherzentrale nur die Hälfte für eine Beratung zu arbeitnehmernahen Themen wie Altersvorsorge, zusätzliche Krankenversicherung oder Berufsunfähigkeitsrente. Zusätzlich gibt es rund 30 Ratgeber zum halben Preis.
Infos unter www.verbraucherzentrale-bremen.de