Ganz nah am Wasser
Wenn Michelle Sänger ein Schwimmbecken sieht, möchte sie am liebsten sofort reinspringen. Kein Wunder also, dass die 21-Jährige ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht hat.
Text: Frauke Janßen - Foto: Kay Michalak
Es ist warm in der Halle des Waller Westbads. Die Luft riecht nach Chlor und aus dem Wasser hallen Stimmen vergnügt kreischender Grundschüler. Michelle Sänger steht am Beckenrand und beobachtet wachsam das Geschehen. Denn wo andere sich austoben, geht sie ihrer Arbeit nach – passt auf, beantwortet Fragen, hilft und mahnt auch mal zur Ruhe, wenn zu wild getobt wird.
Ihr Job verlangt der ausgebildeten Schwimmmeisterin viel Konzentration ab. „Wenn ich nur eine Minute abschalte, kann hinter mir schon jemand ins Wasser gefallen sein“, sagt Sänger.
Für den Notfall ist sie stets vorbereitet: Erste Hilfe und Rettungsschwimmerfähigkeiten gehören zu den Ausbildungsstandards. Und wenn abends alle Gäste das Bad heil wieder verlassen haben, fährt Sänger mit einem langen Besen über den Boden des tiefen Beckens und säubert die Scheiben und Fenster in der Schwimmhalle. Den Rest erledigen automatische Beckensauger, die über die Böden der Schwimmbecken gleiten. Zudem überprüft Sänger täglich Chlorgehalt und PH-Wert im Wasser.
„Nach der zehnten Klasse habe ich beschlossen, dass ich lieber eine Lehre machen möchte, statt länger in die Schule zu gehen. Und zwar dort, wo ich quasi aufgewachsen bin: im Schwimmbad“, erzählt die heutige Schwimmmeisterin. Seit August 2017 arbeitet die Fachangestellte für Bremens Bäderbetriebe. Das kleine Bad in Walle hat es ihr angetan. Direkt nach der Ausbildung arbeitete Sänger einige Monate in einem großen Spaßbad mit Sauna und Wellnessbereich und merkte schnell: „Das ist nicht meine Welt.“
Am liebsten bringt Michelle Sänger anderen das Schwimmen bei. Selbst war sie 13 Jahre lang Leistungssportlerin. Heute schwimmt sie noch fast jeden Tag nach der Arbeit „gemütlich ihre 1.000 Meter, um fit zu bleiben“. Ihr Können gibt sie nun weiter. „Das Schönste ist, wie sich die Kinder freuen, wenn ich ihnen am Ende eines Schwimmkurses ihre Abzeichen gebe“, sagt sie. Die Arbeit mit den Kleinen fordert Sänger aber auch heraus. Heute stehen so manche Eltern mit am Beckenrand und rufen ihren Kindern zu, dass sie nicht mitmachen müssen, wenn sie Angst haben. Loslassen ist aber wichtig, muss Sänger ihnen manchmal ins Gedächtnis rufen. Dieses Wechselspiel aus Einfühlungs- und Durchsetzungsvermögen ist es letztlich, was ihr besonders gut an ihrem Job gefällt.
Irgendwann möchte Sänger noch viel mehr Schwimmkurse geben. Eine Fortbildung zum Babyschwimmen hat sie gerade abgeschlossen: „Wasser ist einfach mein Element.“
Fachangestellte für Bäderbetriebe
Zu ihren Aufgaben gehören die Beaufsichtigung des Badebetriebs in Frei- oder Hallenbädern, die Betreuung der Badegäste und die Überwachung der technischen Anlagen. Sie sind außerdem zuständig für den Kundenservice und übernehmen in manchen Bädern auch Verwaltungsaufgaben. Spezialisieren können sie sich nach der dreijährigen Ausbildung zum Beispiel im Wellness- oder Unterrichtsbereich. Mitbringen sollten sie körperliche Fitness, Konzentrations- und Teamfähigkeit und vor allem Freude an der Verantwortung.
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