Ruhe bewahren
Das Thema Tod gehört unweigerlich zu Susanne de Bruins Berufsalltag. Seit knapp zwanzig Jahren arbeitet die gelernte Landschaftsgärtnerin auf Friedhöfen.
Text: Rike Oehlerking - Foto: Stefan Schmidbauer
Als Susanne de Bruin nach ihrer Ausbildung zur Landschaftsgärtnerin einen Arbeitsplatz auf einem Friedhof bekam, war sie nicht sicher, ob sie den Aufgaben so nah am Thema Tod gewachsen ist. „Mit 21 Jahren hat man ja meist noch keinen Kontakt mit dem Tod gehabt“, erinnert sich die heute 40-Jährige. „Auf einmal hatte ich jeden Tag damit zu tun.“ Beim Grabausheben stieß sie auf Gebeine, bei Bestattungen ging sie vorne weg und manchmal half sie im Krematorium aus.
Andere Einstellung zum Tod
Durch die tägliche Auseinandersetzung mit der Thematik hat Susanne de Bruin heute ein realistisches Verhältnis zum Tod. „Er gehört einfach zum Leben dazu“, sagt sie. Um das auch in die Gesellschaft zu transportieren, möchte sie künftig auch auf dem Huckelrieder Friedhof Führungen anbieten. „Es nimmt einfach ein bisschen die Angst vorm eigenen Tod, wenn man weiß, wie es auf einem Friedhof zugeht“, erklärt sie. Nach dreizehn Jahren als Landschaftsgärtnerin auf verschiedenen Osnabrücker Friedhöfen wechselte sie ins Krematorium. Hier werden Leichenschauen durchgeführt, bei denen eine Todesursache durch Fremdeinwirkung ausgeschlossen werden muss, und Verstorbene für die Einäscherung vorbereitet. „Das ist kein leichter Job“, erklärt sie. „Es kann etwas mit einem machen, wenn man ständig Leichen sieht. Manche Kollegen träumen davon, manche mussten wieder aufhören.“ Susanne de Bruin fand einen Umgang damit. Man brauche gute Freunde und gute Hobbys zur Ablenkung, erklärt sie. Sie spielt Fußball.
Drei Jahre Krematorium reichten ihr schließlich. Nach kurzer Station bei der Gemeinde Oyten bewarb sie sich als Gärtnerin beim Umweltbetrieb Bremen und bekam den Job. Dort führte sie zunächst Baumkontrollen im Stadtgebiet urch. Doch ihr Wunschziel blieb die Arbeit auf dem Friedhof und so übernahm sie im März 2018 die Leitung auf dem Huckelrieder Friedhof.
Ganz normale Aufgaben
Susanne de Bruins Alltag besteht bei Weitem nicht nur aus dem Thema Tod. Als Leiterin geht sie ganz normal ihrem Tagesgeschäft nach. Dazu gehören nach wie vor die üblichen Aufgaben als Landschaftsgärtnerin wie Grabaushebungen und -schließungen sowie Kontrollgänge über die knapp 30 Hektar große Grünanlage. „Nachdem ich morgens mit meinen Vorarbeitern die Tagesaufgaben besprochen habe, kontrolliere ich Gräber, Wege und den Baumbestand“, erklärt de Bruin. Außerdem koordiniert sie sämtliche Beisetzungen auf den Bezirksfriedhöfen Huckelriede, Buntentor, Woltmershausen und Huchting. Sie kommuniziert mit Bestattungsunternehmen, Steinmetzen und Friedhofsgärtnereien. Obendrein hat sie auch direkten Kontakt mit Angehörigen, begeht mit ihnen Grabstellen und unterstützt sie bei Entscheidungen. „Man braucht in diesem Beruf auch eine große Portion Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen“, betont de Bruin. Das hilft ihr auch in ihrer Position als Leiterin, in der sie 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führt. „Mein Beruf ist sehr komplex, das wird mir immer wieder klar“, erzählt Susanne de Bruin. „Für mich ist das eine Berufung. Ich bin wirklich angekommen.“
Friedhofsgärtner und Friedhofsgärtnerin
Auf Friedhöfen werden meist gelernte Landschaftsgärtner eingesetzt. Sie kümmern sich um den gesamten Betrieb eines Friedhofs inklusive organisatorischer Aufgaben. Einzig die Grabpflege, zu der die Bepflanzung und Instandhaltung der Ruhestätten zählen, ist den gelernten Friedhofsgärtnern überlassen, die in zumeist friedhofsnahen Privatgärtnereien angestellt sind. Für die Arbeit im Krematorium gibt es die Möglichkeit einer Fortbildung zum zertifizierten Kremationstechniker oder -assistenten.
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