Vollblutmusiker
Seit rund 15 Jahren spielt Benjamin Stiehl Cello bei den Bremer Philharmonikern. Das Orchester zählt mit bald 200 Jahren zu den ältesten in Deutschland.
Text: Frauke Janßen - Foto: Kay Michalak
Flink und behände, dann wieder zart und bedächtig gleitet der Bogen über die Saiten des Instruments. Cellist Benjamin Stiehl probt mit 42 weiteren Musikern eine Haydn-Ouvertüre für ein Konzert in der Bremer Glocke. Die britische Dirigentin Julia Jones leitet die Probe mit kleiner Besetzung. Insgesamt verfügt das Orchester über 82 festangestellte Berufsmusiker – darunter sieben Cellisten.
Schon als Kind begonnen
Wie die seiner Musikerkollegen, begann auch Benjamin Stiehls Karriere als Kind. „Mit acht Jahren habe ich angefangen, Cello zu lernen“, erinnert sich der 38-Jährige. Dass er heute als Berufsmusiker arbeitet, hat er auch seinen Eltern zu verdanken. „Sie haben in der Anfangszeit sehr darauf geachtet, dass ich jeden Tag meine halbe Stunde übe.“ Der Wunsch, das Instrument auch beruflich spielen zu wollen, kam mit etwa 16 Jahren auf. Dank seines Talents wechselte Benjamin Stiehl zwei Jahre vor Schulschluss in eine Nachwuchsförderklasse an die Leipziger Hochschule für Musik und Theater und studierte dort anschließend fünf Jahre lang sein Instrument.
Mit seinem Cello-Diplom in der Tasche hätte er seine Ausbildung als abgeschlossen betrachten können. „Ich wollte mein Repertoire aber erweitern und durfte bei einem jungen Lehrer drei Jahre lang weiterstudieren und mein Konzertexamen ablegen.“ Das war im Jahr 2004. Zur selben Zeit hat er sich bei den Bremer Philharmonikern beworben. Wer neu in das Orchester aufgenommen wird, beurteilt die jeweilige Instrumentengruppe. Für Stiehl ist das die richtige Herangehensweise: „Es entscheidet nicht der Chef, sondern die Mitmusiker, wer vom Klang und vom Typ her hineinpasst.“ Nach einjähriger Probezeit haben die Kollegen erneut abgestimmt. Seitdem gehört Benjamin Stiehl zu den festangestellten Philharmonikern.
Besondere Arbeitszeiten
Besonders gut gefällt ihm, dass sich ihre Auftritte in der Oper und den Philharmonischen Konzerten die Waage halten. „Die Arbeit ist dadurch sehr abwechslungsreich“, sagt Stiehl. Wenn sich die Musiker auf Konzerte vorbereiten, wechseln sich Proben vormittags mit Opernauftritten im Theater Bremen am Abend ab. Am Nachmittag ist Pause. „Zu jeder ersten Probe für ein neues Projekt bereiten wir die Stücke zu Hause vor“, erzählt Stiehl von seinem Musikeralltag. Nebenbei verfolgt er seine Leidenschaft als Kammermusiker. Die teilt er mit seiner Frau, einer Pianistin, mit der er ebenfalls Konzerte spielt. Auf die Frage, ob Berufsmusiker noch Lampenfieber haben, lacht Benjamin Stiehl: „Ja!“, antwortet er, „das kommt durchaus vor – und die Musik profitiert davon.“
Der Orchestermusiker
Auf eine freie Stelle bei den Bremer Philharmonikern bewerben sich rund 100 Musiker. Etwa 20 davon werden zu einem Probespiel eingeladen. Um langfristig aufgenommen zu werden, braucht es neben musikalischem Rüstzeug auch Teamgeist, um sich in die Orchester-Klangfarbe einfügen zu können.
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