Wie viele außerbetriebliche Ausbildungsplätze brauchen wir in Bremen und Bremerhaven?
Es ist schwer, sich auf eine genaue Zahl festzulegen. Wenn man von der Nachfrage nach außerbetrieblichen Ausbildungsplätzen ausgeht, so hatten wir in den letzten Jahren insbesondere durch die Ausbildungsverbünde ein ganz gutes Angebot von durchschnittlich etwa 150 Plätzen pro Jahrgang allein in den beiden Ausbildungsverbünden in Bremen und Bremerhaven. Sie waren eine Reaktion auf die Corona-Pandemie und von der EU finanziert – laufen nun aber aus. Gerade in Bremerhaven ist der Bedarf nicht gedeckt: Dort bekamen die Träger, die eine außerbetriebliche Ausbildung anbieten, in den vergangenen Jahren immer schon mehr Bewerbungen als Plätze angeboten werden konnten.
Wie beurteilt die Arbeitnehmerkammer die Ausbildungsgarantie?
Grundsätzlich begrüßen wir, dass junge Menschen eine außerbetriebliche Ausbildung bekommen, wenn es nicht genügend betriebliche Plätze gibt. Denn eine abgeschlossene Berufsausbildung schützt vor Arbeitslosigkeit und ist der Schlüssel zu gut bezahlter Arbeit mit Perspektiven. Die Ausbildungsgarantie muss aber geschärft werden, damit sie richtig greift. Es müssten deutschlandweit deutlich mehr Regionen als „unterversorgt“ gelten, unterversorgte Regionen wie Bremen müssten in einem angemessenen Umfang von der Garantie profitieren.
Braucht es noch den Ausbildungsunterstützungsfonds, wenn wir eine Ausbildungsgarantie haben?
Ja – denn die außerbetriebliche Ausbildung ist nur die zweitbeste Lösung. Es muss darum gehen, die betriebliche Ausbildung für alle jungen Menschen zu öffnen. Hier setzt der Ausbildungsunterstützungsfonds an: Er schafft finanziellen Ausgleich für ausbildende Betriebe und Unterstützungsangebote für Betriebe und Auszubildende während der Ausbildung. Diese Unterstützung ist wichtig, um den Ausbildungserfolg zu sichern. So kann dem steigenden Anteil der Ausbildungsverträge, die vorzeitig gelöst werden, entgegengewirkt werden – im Interesse der Betriebe und der jungen Menschen.
An wen können sich die betroffenen jungen Menschen wenden, die einen außerbetrieblichen Ausbildungsplatz möchten?
Grundsätzlich sind die die ersten Anlaufstellen die Agentur für Arbeit und die Jugendberufsagenturen. In Bremen und Bremerhaven kann man sich aber auch direkt an die Ausbildungsverbünde wenden. In Bremen ist das die „ABiG“, in Bremerhaven „Ausbildung Plus“.
29. August 2024
Fragen: Jan Zier
Foto: iStock