Immer eine frische Brise um die Nase: Der Bootsbauer

Ein Porträt in unserer Reihe Galerie der Arbeitswelt

Raban Heimann hat nicht nur eine Leidenschaft für Wasser und Schiffe, sondern auch fürs Handwerk. Als Bootsbauer kann er beides miteinander verbinden.

Text: Insa Lohmann
Foto: Kay Michalak
1. Januar 2024

2 große Holzleisten, die aus lauter einzelnen Schichten geleimt und später zu einer Wandverkleidung vereint werden – für Raban Heimann stecken darin viele Wochen Arbeit. Der 25-­jährige Bremer ar­­beitet als Bootsbauer auf einer Werft. Hier werden klassische Segel- und Motorboote restauriert oder neu gebaut, aber auch Beiboote für Megayachten gefertigt. Begeistert spricht Raban Heimann über sein Handwerk, wenn er von seinem Berufsalltag erzählt. Er ist immer wieder aufs Neue fasziniert von der Vielfalt seiner Arbeit. „Sachen zu formen, zu segeln, auf den fertigen ­Booten zu sein, das gefällt mir“, sagt der Bootsbauer. Am Anfang steht meist die Idee eines Kunden, der seine Vor­stellungen eines Schiffes in die Hände von Konstrukteuren legt. Nach dem fertigen Entwurf kommt die Werft ins Spiel: Wie kann man ­daraus ein Boot bauen?

Bootsbauerinnen und Bootsbauer sind daher echte Multitalente. Sie müssen nicht nur wissen, welchen An­­forderungen die Boote standhalten müssen, sondern auch ein gutes Gespür für Design und Gestaltung mitbringen. Eine formschöne Reling oder ein stilvolles Ruder – neben der Funktionalität geht es auch um Ästhetik. Dann geht es ans Eingemachte: Ob Neu-, Um- oder Ausbau – vom Bug bis zum Heck liegt alles in den Händen der Bootsbauer. Sie sägen und hobeln Bauteile, fertigen Kajüten oder montieren Ruder­anlagen. Für Raban Heimann liegt die Herausforderung trotz der imposanten Größe vieler Boote oft im Kleinen: Allein in einer einzigen Holzleiste hat er mehr als zehn verschiedene Materialien verarbeitet. Der Beruf erfordert ausgezeichnete Kenntnisse über Werkstoffe und Werkverbundstoffe: Holz, Carbon, Schaum, Beschichtungen, all diese Materialien ­müssen mitein­ander verbunden werden. Am Ende entstehen daraus Wandverkleidungen, Masten und Mobiliar für Segel- und Motorboote oder Yachten. Jedes Schiff ist eine Einzel­­­an­fertigung, mindestens anderthalb Jahre dauert ein Neubau, an dem manchmal bis zu 20 Menschen gleich­zeitig ar­beiten. „Dinge im Bootsbau brauchen ihre Zeit“, sagt Raban ­Heimann. „Man sollte Geduld mitbringen.“

Vor fünf Jahren begann der heute 25-Jährige seine Aus­bildung zum Bootsbauer für Neu-, Aus- und Umbau in der Bootswerft Winkler, nachdem er sein Studium an den Nagel hängte und sich fürs Handwerk entschied. „Eine Vorliebe für Boote hatte ich schon immer“, sagt Raban Heimann. Als Bootsbauer kann er seine Leidenschaft für Wasser und Schiffe mit dem Handwerk verbinden. „Vieles baut darauf auf, wie man Holz bearbeitet“, sagt er. Der Beruf sei auch deshalb so abwechslungsreich, weil er Initiative erfordere: „Oft sind im Bootsbau individuelle Lösungen gefragt“, sagt Heimann. „Deswegen sollte man nicht nur handwerklich solide sein, sondern auch Ideen haben und kreativ sein.“ Neben Neubauten kümmert sich er sich in der Bremer Bootswerft um ­Wartung, Reparatur und Umbau. Mehr als ein ­halbes Jahr hat der Bremer zuletzt an einem alten Boot aus dem
Jahr 1928 gebaut. „Ziel war es, möglichst viel zu er­­halten“, erzählt Raban Heimann. Die Teile, die nicht erhalten ­werden konnten, mussten 1:1 nachgebaut werden – eine große ­Herausforderung und eine tolle Erfahrung für den jungen Bootsbauer.

Der Bootsbauer / die Bootsbauerin

Die Ausbildung zum Bootsbauer / zur Bootsbauerin ­dauert in der Regel dreieinhalb Jahre. In der Lehre kann man ­zwischen zwei Fachrichtungen wählen: Neu-, Aus- und Umbau oder Yachttechnik. Rechtlich ist keine bestimmte Vorbildung vorgeschrieben. Die Betriebe stellen aber ­überwiegend Bewerberinnen und Bewerber mit Hoch­schulreife ein.

Weitere Informationen unter: www.planet-beruf.de