Fondspolicen

Geringe Rente, hohe Kosten, schlechte Fonds

Text: Thomas Mai (Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bremen)
Illustration: Anika Falke
1. Juli 2024

Geht es nach Finanzvermittlern oder der Versicherungs­wirtschaft, ist die fondsgebundene Rentenversicherung ein hervorragender und wichtiger Baustein zur Altersvorsorge. Es klingt allerdings zu schön, um wahr zu sein: auf der einen Seite eine renditestarke Geldanlage mit Investmentfonds und auf der anderen eine hohe lebenslange Rentenzahlung des Versicherers. Das Ganze garniert mit dem Steuervorteil zu Rentenbeginn, die Aktiengewinne unversteuert in die Rente umzuwandeln.

In der Tat zahlen Sparerinnen und Sparer mit einer Fondspolice keine Steuern auf Kursgewinne. Anders hingegen mit einem Fondssparplan. Wer von Fonds zu Fonds umschichtet, muss angelaufene Gewinne direkt versteuern. Das mindert die Rendite. Dafür stecken in Fondspolicen aber oft hohe laufende Kosten, unrentable Fonds mit geringer Wertentwicklung und die Höhe der künftigen Rente ist ein schlechter Witz – so das Urteil der Stiftung Warentest im ­letzten Test zu Fondspolicen.

Bei Fondspolicen wird zwar zugesagt, dass später eine lebenslängliche Zahlung erfolgt. Dazu wird bei Vertragsschluss oft ein sogenannter Rentenfaktor garantiert. ­Dieser bestimmt, wie viel monatliche Rente pro 10.000 Euro Ansparsumme später ausgezahlt wird. Diese sind selbst bestenfalls so gering, dass Verbraucherinnen und Verbraucher knapp 100 Jahre alt werden müssen, bis sie ihr Geld in Form von Rentenzahlungen wiedersehen.

Insbesondere hohe Kosten und ertragsschwache Fonds machen vieles kaputt. Hohe Kosten können etliche Prozente an Rendite kosten, was viele Menschen erfahrungsgemäß unterschätzen. Ein günstiger ETF-Sparplan schlägt in der Regel eine teure Fondspolice, trotz anfallender Steuern. Erst recht, wenn Verbraucherinnen und Verbraucher erst viel zu spät erkennen, dass die eigenen Fonds kaum eine Wert­steigerung liefern. Und sie schon viel früher den Fonds hätten wechseln müssen. Immer wieder landen Verträge mit teuren Wertsicherungsfonds auf den Tischen der Verbraucher­zentralen. Diese haben erst recht kaum ­Chancen auf gute Gewinne. Ratsuchende sind immer wieder ver­wundert, warum nach etlichen Jahren steigender Kurse außer Kosten nicht viel rauskommt.

In Fondspolicen stecken in der Regel Fonds, die Anbieter für Privatanleger vorsehen und zum Beispiel mit teuren Kickbacks und Erfolgsgebühren versehen. Viele Fonds ­schneiden zudem nach fünf oder zehn Jahren deutlich schlechter ab als ihr Vergleichsindex. Die Stiftung Warentest vergleicht über 23.000 Fonds und ETFs. Wer eine Fondspolice besitzt, sollte sich seine Fonds und die laufenden Kosten genauer anschauen. Von erfolglosen und teuren Fonds kann man sich trennen und Fonds unter Umständen wechseln.

Doch auch die laufenden Beitrags- und Guthaben­kosten des Versicherers können der Rendite das Genick ­brechen. Nicht selten betragen diese bis über zehn Prozent des laufenden Beitrags. Wer hierzu keine Angaben im Vertrag findet, sollte beim Anbieter konkret nachfragen. Unterm Strich sind fondsgebundene Rentenversicherungen nicht die attraktivste Form der Altersvorsorge. Wenn Sie unsicher sind, lassen Sie sich von der Verbraucherzentrale oder von einem unabhängigen Versicherungsberater unterstützen.

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