Ein Mann und eine Frau halten Geldschein in den Händen, die ihnen wie Wasser durch die Hände rinnen.

Verbrauchertipp

Wie legt man 100.000 Euro für fünf Jahre sicher an?

Die Zinsen sind extrem niedrig, die Inflation steigt. Wie soll der Wert eines größeren Geldbetrags da sicher erhalten ­werden? Es ist ein Problem, das wohl jede Sparerin und jeder Sparer kennt. Der Erhalt des Ersparten ist zur Herausforderung geworden.

Text: Annabel Oelmann (Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen)
Illustration: Annika Falke
1. Juli 2022

Es ist schon lange her, aber früher gab es vier Prozent aus dem Festgeld, die Inflationsrate betrug nur zwei Prozent, summa summarum lag die reale Rendite bei zwei Prozent. Eine ­passable Rendite war möglich, ohne Risiko. Denn das ­Festgeld ist durch die gesetzliche Einlagensicherung bis 100.000 Euro und darüber zumindest über die freiwilligen Systeme der Banken und Sparkassen gesichert. In den vergangenen Jahren sind die Zinsen auf Tagesgeld, Sparbuch und Festgeld stark ­ge­sunken.

Am 30. Oktober 2014 kam dann der Schock für ­Sparer. An diesem Tag verkündete die Deutsche Skatbank, erstmals Negativzinsen für Sparer einzuführen. Aber nur für Kunden ab einem Freibetrag von 100.000 Euro (jetzt 25.000 Euro). Mittlerweile haben viele andere Banken und Sparkassen nachgezogen. Allein seit Jahresanfang haben mehr als 150 Banken und Sparkassen Negativzinsen für Privat­kunden eingeführt. Erschwerend kommt hinzu, dass seit Jahres­beginn bis Mai die Inflation bis auf 2,5 Prozent angestiegen ist und von Experten ist ein Anstieg noch bis auf vier Prozent vorhergesagt. Die Folgejahre soll sie wieder ab­­sinken, wird vermutet.

Aber was folgt daraus nun für die Anlage der 100.000 Euro? Das Geld auf Sparbüchern, Tagesgeld oder Festgeldkonten liegt dort weiterhin sicher, aber ist von ­stetig steigenden Inflationsverlusten und zunehmend von Verwahrentgelten der Kreditinstitute bedroht. Verlangt meine Bank 0,5 Prozent Verwahrentgelt ab dem Betrag von 50.000 Euro, sind in fünf Jahren von 100.000 Euro schon nur noch rund 99.000 Euro übrig. Gehe ich dann von einer durchschnittlichen Inflation von zwei Prozent aus, vermindert sich die Kaufkraft auf nur noch knapp 89.500 Euro.

Wer dem Negativzins oder einem Verwahrentgelt entgeht, entkommt dennoch nicht der Inflation. Auf zinslosen ­Konten sinkt die Kaufkraft in fünf Jahren um fast zehn Prozent auf gut 90.000 Euro. Legt man das Geld bei einer Direktbank fest, sind allenfalls noch 0,6 Prozent Zinsen auf fünf Jahre möglich, macht 3.000 Euro Zinsen. Damit schmälert sich der Inflationsverlust ein wenig, sodass etwas mehr als 93.000 Euro bleiben. Wer in fünf Jahren den Nominalbetrag von 100.000 benötigt, zum Beispiel um einen Kredit abzuzahlen, hat leider kaum eine Alternative, er müsste sonst noch reale Anlageverluste dazu in Kauf nehmen.

Es gilt immer Inflations- mit Anlagerisiken abzu­wägen. Und das ist für Verbraucherinnen und Verbraucher eine schwere Entscheidung: Wer beabsichtigt, die Inflation auszugleichen, muss Anlagerisiken eingehen. Wer keine ­Risiken eingeht, hat einen garantierten Verlust. Für eine mittel- und langfristige Geldanlage sind Aktienfonds derzeit alternativlos. Neben aktiv gemanagten Aktienfonds kommen insbesondere Indexfonds (ETFs) infrage. Ein ETF ist ein Fonds, der einen bestimmten Börsenindex und somit einen bestimmten Markt nachbildet und dessen Anteile an der Börse gehandelt werden. Von den 100.000 Euro sollten Sie also einen Anteil in einen ETF investieren.

Auf Sicht von fünf Jahren ist das Risiko-Chance-­Verhältnis leider eher ungünstig. Entweder nehmen die ­Sparer also das Inflationsrisiko hin oder akzeptieren ­relativ große Anlagerisiken. Wenn ihnen für die Anlage mehr Zeit bleibt, sind die mit Aktien verbundenen Risiken deutlich ­besser tragbar.

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