Tischlerin Helga Hoffmann an der Säge.

Galerie der Arbeitswelt

Die Tischlerin

Neues Leben für alte Fenster und Türen

Helga Hoffmann saniert Fenster und Türen in historischen Villen – die Tischlerin arbeitet in einem Tischlereikollektiv mitten im Bremer Viertel.

Text: Suse Lübker
Foto: Kay Michalak
1. Mai 2023

Eine feine Schicht Holzstaub bedeckt Schreibtisch und Monitor: Direkt neben dem Kulturzentrum Lagerhaus in der gläsernen Werkhalle befindet sich die Tischlerei des Vereins Aucoop Bremen e. V. Hier werken Helga Hoffmann und ihre drei Kolleginnen und Kollegen, alle vier sind Angestellte und arbeiten in Selbstver­waltung. Vor fast 30 Jahren hat der Meister­betrieb sich auf die Sanierung von historischen und denkmalgeschützten Gebäuden spezialisiert. Hier arbeiten sie die typischen Haus- und Zimmertüren der Altbremer Häuser auf und verglasen erhaltungswürdige Fenster um. „Wenn das Holz kaputt ist, wird es halt repariert und das Fenster nicht ausgetauscht“, erklärt Hoffmann – eine erfolgreiche Nische sei das, in ­Bremen gibt es ihres Wissens nach keinen Betrieb, der Vergleichbares macht. Gerade in den vergangenen Jahren arbeitet das Team oft in großen Villen, saniert die bunten Oberlichter in einer alten Reedervilla oder restauriert die Türen und ­Fenster im ­Institut français an der Contrescarpe.

Bereits als Zwölfjährige assistiert Helga Hoffmann ihrem Papa bei Tischlerarbeiten, hilf bei den Aufbauten, reicht das Werkzeug an oder lackiert mit ruhiger Hand die ­Fenster. Nach dem Abitur studiert Hoffmann Technisches Werken und belegt Kurse über Elektrotechnik, Holz- und Metallver­arbeitung. Gegen Ende des Studiums wird ihr klar, dass sie nicht unterrichten möchte. Mitte der 1980-er Jahre ar­­beitet sie fünf Jahre lang in verschiedenen Tischlereikollektiven in Westberlin, dort beginnt sie schließlich eine Ausbildung, macht später auch ihre Gesellenprüfung. Sie schnuppert in verschiedene Bereiche, Möbelbau ebenso wie Fensterbau.

Seit Mitte der 1990-er Jahre arbeitet sie bei der Aucoop e. V. Der Betrieb bildet zwar nicht aus, bietet aber Praktikumsplätze, vorzugsweise für Mädchen oder junge Frauen. Frauen in Tischlerberufen zu unterstützen, ist eine Herzensangelegenheit von Helga Hoffmann: „Wenn Frauen wirklich Lust auf den Job haben, sollen sie es unbedingt ausprobieren, am besten in verschiedene Betriebe rein­schnuppern", empfehlt ­sie. Wichtig seien ein gutes räumliches Empfinden und ein Gefühl für Mathematik. Das Tischlerhandwerk sei noch immer eine Männerdomäne, ergänzt sie, zum Teil herrscht ein rauer Ton und die Arbeit ist körperlich an­strengend. Davon sollten sich junge Frauen nicht abschrecken ­lassen, schließlich wird im Team gear­beitet, wer Unterstützung braucht, bekommt sie auch. Helga Hoffmann jedenfalls hat große Freude an ihrem Beruf, ist begeistert von dem Werkstoff und mag den Umgang mit den Kundinnen und Kunden.

Der Tischler / die Tischlerin

Die dreijährige Berufsausbildung findet im Meisterbetrieb und in der Berufsschule statt. Betriebe stellen überwiegend Auszubildende mit mittlerem Bildungsabschluss ein, sinnvoll ist ein Praktikum in einer Werkstatt.
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