Mann beim Bewerbungsgespräch

Das erfolgreiche Vorstellungsgespräch – authentisch und interessiert sein

So gelingt es, sich perfekt zu präsentieren

Der Schlüssel zur neuen Arbeitsstelle ist das Vorstellungsgespräch. Darin sind einige Stolpersteine versteckt. Eine gute Vorbereitung ist deshalb alles. Wichtig für Kandidatinnen und Kandidaten: möglichst authentisch sein und offen auftreten.

Text: Ulf Buschmann
Foto: Jonas Ginter

Wer sich um eine neue Arbeitsstelle oder einen Ausbildungsplatz bewirbt, muss sich möglichst gut verkaufen: Warum sollte das Unternehmen gerade mich den anderen Bewerberinnen und Bewerbern vorziehen? Die beiden Instrumente für den möglichen neuen Lebens- beziehungsweise Berufsabschnitt sind zuerst die schriftliche Bewerbung und danach das Vorstellungsgespräch.

Letzteres wird im Volksmund noch Bewerbungsgespräch genannt – ein Irrtum, wie Coach Christiane Smidt weiß.

„Ich sage nie Bewerbungsgespräch, ich sage Vorstellungsgespräch. Die Bewerbung erfolgt schriftlich.“
Christiane Smidt, Coach

gibt sie Einblick in ihre Tätigkeit. Smidt arbeitet unter anderem für das Bremer Jobcenter.

„Wer die erste Hürde genommen hat und aufgrund einer guten Bewerbung zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird, sollte sich gut vorbereiten“,sagt auch Hella Grapenthin, Weiterbildungsberaterin der Arbeitnehmerkammer Bremen . Immerhin dauere das Gespräch zwischen 30 und 60 Minuten.  Dieses unterteilt sie in fünf Phasen:

  • die Begrüßung mit etwas Smalltalk;
  • die Vorstellung des potenziellen Arbeitgebers sowie der Position und Stelle;
  • dem bisherigen beruflichen Werdegang der Bewerberin oder des Bewerbers mit Nennung der Stärken in Bezug auf die Stelle;
  • Rückfragen der Bewerberin oder des Bewerbers (etwa zu künftigen Aufgaben, Erwartungen des Unternehmens sowie Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten);
  • Abschluss: Danke für das Gespräch, weitere Schritte und Abschied.

Gute Vorbereitung ist wichtig

Beraterin Grapenthin erklärt, wie die Vorbereitung aussehen sollte. So stehe die Information über das Unternehmen an erster Stelle. Zum Glück gebe es hierzu heute zahlreiche Möglichkeiten, wie die Internetpräsenz des Unternehmens. Eine weitere Quelle ist der Social Media-Auftritt. Grapenthin rät darüber hinaus: „Gucken Sie sich die Stellenausschreibung und die geforderten Kenntnisse, Fähigkeiten und Qualifikationen genau an. Wo gibt es Parallelen zu Ihnen und Ihrem Werdegang?“

Am schwierigsten ist es in der Regel, etwas über sich selbst zu erzählen. Hier gilt laut Grapenthin, den Lebenslauf und die eigenen beruflichen Stationen verinnerlichen – und das nicht nur im Geiste, im Gegenteil.

„Suchen Sie typische Fragen für ein Vorstellungsgespräch und beantworten Sie diese laut oder im Rollenspiel mit einer anderen Person. So kann man grobe Fehler im Vorfeld ausmerzen, Unsicherheiten abbauen und gewinnt mehr Selbstvertrauen.“
Hella Grapenthin, Beraterin

Und: „Rückmeldungen haben gezeigt, dass die Bewerberinnen und Bewerber dadurch selbstsicherer auftreten konnten.“ Wer sich vorbereite, finde gute Fragenkataloge im Netz.

Zur Vorbereitung gehöre es allerdings auch, mit der natürlichen Aufregung umzugehen, hebt Coach Smidt hervor. Sie bereitet vor allem junge Leute auf Gespräche vor und rät ihren Klienten: „Trinke vor dem Gespräch keine Cola und keinen Energydrink und achte auf deine Ernährung.“ Und damit die Menschen vor dem Gespräch Stress und Aufregung lindern können, gibt es bei Smidt einige Atemübungen mit auf dem Weg zum potenziellen neuen Job.

Geführt werden Vorstellungsgespräche zumindest in mittelständischen oder großen Unternehmen mit der oder dem jeweils zuständigen Abteilungsleiterin oder Abteilungsleiter sowie einem Menschen der Personalabteilung. Wenn sie die Bewerberin oder den Bewerber bitten, etwas über sich zu erzählen, raten Experten unter anderem zu kurzen und präzisen Antworten. Länge: 30 bis 90 Sekunden. Und es gilt der Grundsatz: Nicht lügen, aber auch nicht naiv ehrlich sein.

Über die eigenen Stärken und Schwächen sprechen

Dies betrifft vor allem die Fragen der Unternehmensverantwortlichen nach den jeweiligen Stärken und Schwächen. Hierzu raten Experten wie die Arbeitnehmerberaterin Stärken zu nennen, die zur Stelle passen. Auch in diesem Fall gelte: kurz und präzise Antworten. Gerade Menschen aus der Personalabteilung merken schnell, ob es Bewerberinnen und Bewerber ehrlich meinen. Und in Sachen Schwächen gibt Grapenthin ihren Klienten mit auf den Weg: „Man sollte sich Schwächen suchen, die nicht negativ für das Unternehmen oder die Ausübung der Stelle wären.“ Sie nennt Beispiele: „Ich kann schlecht ,Nein’ sagen.“, „Ich bin etwas schüchtern.“, „Ich bin sehr detailorientiert.“ und „Ich kann manchmal etwas dickköpfig oder stur sein.“

Am Schluss eines jeden Vorstellungsgespräch möchten die Vertreterinnen und Vertreter des neuen Arbeitgebers in spe in der Regel wissen: „Haben Sie noch Fragen?“ In dieser Phase sollten die Bewerberinnen und Bewerber auf jeden Fall Interesse zeigen, rät Grapenthin: „Zudem können Sie so noch an Informationen zur Stelle oder dem Unternehmen kommen, die Ihnen Ihre Entscheidung erleichtern können.“ Sie nennt Punkte wie den Ablauf der Einarbeitungszeit, wann mit einer Entscheidung seitens des Unternehmens zu rechnen sei, Talentförderung und Stärkung der Mitarbeitenden sowie eine Home-Office-Regelung. Smidt ergänzt: „Man sollte sich nichts auf Gedeih und Verderb ausdenken.“

Das Auftreten

Es seien jedoch nicht nur die Inhalte, die im Vorstellungsgespräch wichtig sind, erläutern die beiden Fachfrauen Grapenthin und Smidt. Die Gegenüber des Unternehmens achten auch darauf, wie die Bewerber auftreten. An erster Stelle sollte die Information über die Bekleidung sowie den Branchenkodex stehen. Wer sich als Veranstaltungstechniker bewerbe, müsse keinen Anzug tragen. In der Finanzbranche und bei Banken sei dies etwas anderes, so Smith. Unabhängig davon gibt Grapenthin ihren Gesprächspartnern mit auf den Weg: „Achten Sie darauf, dass Sie sich in der Kleidung wohlfühlen. Man sieht es Ihnen an.“

Wer sich für eine ausgeschriebene Stelle bewirbt, sollte darüber hinaus auf seine non-verbale Kommunikation achten. Smidt spricht von „Augenleuchten und lächeln“, die Arbeitnehmerkammer-Beraterin hebt Blickkontakthalten, offene Körpersprache und Authentizität hervor.


In Sachen Ausbildungsplatz AKB003_IconInfo

Gute Vorbereitung, freundliches und offenes Auftreten, Authentizität – Regeln, die für jedes Vorstellungsgespräch gelten. Und doch gibt es Unterschiede zwischen Menschen mit abgeschlossener Berufsausbildung und jungen Leuten, die einen Ausbildungsplatz beziehungsweise ihre erste Stelle nach dem Studium suchen. Tipps hierzu gibt die Bundesanstalt für Arbeit (BA) in kleinen, gut verdaulichen Clips. Thema: das gute und das schlechte Vorstellungsgespräch. Der künftige Auszubildende Joe, zeigt, wie es funktioniert und was gar nicht geht.  Auch das BA-Portal für junge Leute, Planet Beruf, gibt mit einem Video einen Hinweis zum Ablauf eines Vorstellungsgesprächs.

Was heute viele jungen und auch die Eltern unterschätzen: die Rolle der Eltern. Gerade Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sollten dazu ermutigt werden, sich selbst nach notwendigen Informationen zu erkunden – der Art und Weise zur Übersendung der Bewerbungsunterlagen zum Beispiel. Personalverantwortliche berichten immer wieder, dass sich die Eltern meldeten statt der Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Credo: Solches kommt gar nicht gut an. Auch Coach Smidt rät: „Lasse Dich nicht von Mutti mit dem SUV vor die Tür fahren.“