Mann und Frau basteln an Mini-Windrädern

Verbrauchertipp

Nachhaltigkeit in der Anlage­beratung – Pflichtabfrage

Der Ruf nach Energie- und CO₂-Einsparung ist aktuell in aller Munde. Auch bei der Geldanlage möchten immer mehr ­Menschen auf Nachhaltigkeit setzen. Die Nachfrage steigt seit Jahren und das Angebot auch. Aber was ist eigentlich eine nachhaltige Geldanlage?

Text: Annabel Oelmann (Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen)
Illustration: Annika Falke
1. Juli 2023

Eine einheitliche Definition dafür gibt es noch nicht. Jeder Anbieter kann mit unterschiedlichen Auslegungen arbeiten. Da es noch keine Mindeststandards gibt, dürfen auch solche Produkte als nachhaltig bezeichnet werden, die nur geringe Anforderungen erfüllen.

Neu seit August 2022 ist, dass das Thema Nachhaltigkeit ein Pflichtbestandteil von Anlagegesprächen ist. Dies geschieht in zwei Schritten: Zuerst wird gefragt, ob der Wunsch besteht, nachhaltig zu investieren. Wird dies mit „Ja“ beant­wortet, muss dann beraten und entschieden ­werden, wie angelegt werden soll. Drei Möglichkeiten gibt es dafür: erstens öko­logisch nachhaltige Investitionen gemäß der Taxonomie-­Verordnung, zweitens nachhaltige Investitionen gemäß der Offenlegungs-Verordnung und drittens Investitionen, die nachteilige Nachhaltigkeitsauswirkungen (PAI – Principal Adverse Impacts) berück­sichtigen.

Dies hört sich kompliziert an und ist es leider auch. Unter anderem, weil die erforderlichen EU-Regeln noch nicht vollständig in Kraft getreten sind. Insbesondere durch die Taxonomie-Verordnung soll erkennbar sein, ob eine Wirtschaftsaktivität als ökologisch nachhaltig einzustufen ist oder nicht. Die ist aber noch unvollständig: Seit Anfang 2022 ­gelten zwei Klimaziele (Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel), die Einführung der weiteren vier Umweltziele steht noch aus. Soziale Taxonomie-Ziele müssen auch noch ausgearbeitet werden. Bis die Taxonomie also für mehr Klarheit sorgen kann, bleibt die Frage, ob die angebotenen ­Produkte tatsächlich nachhaltig sind.

Neben den Nachhaltigkeitsaspekten sollten Interessierte zunächst herausfinden, welche Produkte überhaupt zu ihnen passen. Denn in allen Anlageklassen, von Sparprodukten über Investmentfonds, Aktien und Anleihen bis hin zu risikoreichen Direktinvestments, gibt es mittlerweile nachhaltige Produktvarianten. Einlagengesicherte Produkte und Investmentfonds sind dabei am meisten gefragt. Investmentfonds können entweder aktiv gemanagt sein oder passiv als ETF einen nachhaltigen Aktienindex abbilden. Eher nicht geeignet für unerfahrene Privatanleger sind beispielsweise Direktinvestitionen am grauen Kapitalmarkt, etwa als unternehmerische Beteiligung oder in geschlossenen Fonds. Dort sind die Risiken so hoch, dass Totalverluste drohen können.

Eine gute Recherche vorab hilft, damit man beispielsweise bei einem Beratungsgespräch die richtigen Fragen ­stellen kann. Interessierte Verbraucherinnen und Ver­braucher ­finden erste Informationen dazu auf dem Internetportal „Geld bewegt“. Wer investieren möchte, kann sich persönlich bei der Verbraucher­zentrale Bremen beraten lassen.

Sie haben Fragen zur privaten Vorsorge? Hier hilft die unabhängige Beratung der Verbraucherzentrale. Beschäftigte im Land Bremen, also alle Kammer-Mitglieder, zahlen bei der Verbraucherzentrale nur die Hälfte für eine Beratung zu arbeitnehmernahen Themen wie Altersvorsorge, zusätzliche Krankenversicherung oder Berufsunfähigkeitsrente. Zusätzlich gibt es rund 30 Ratgeber zum halben Preis.
Infos unter www.verbraucherzentrale-bremen.de