Im Musical zu Hause
Lena Wischhusen arbeitet am Bremer Fritz Theater. Die ausgebildete Musicaldarstellerin liebt ihren Beruf. Sie weiß auch, dass es viel Biss braucht, um sich zu behaupten.
Text: Frauke Janßen - Foto: Kay Michalak
"Ich möchte die Leute mit in eine andere Welt nehmen“, antwortet Lena Wischhusen auf die Frage nach ihren beruflichen Ambitionen. Schon als Kind liebte sie es zu singen – gemeinsam mit ihren Eltern, die ihre Begeisterung für Musik teilen. Nach einer Musicalaufführung in Lilienthal wollte die Zwölfjährige Gesangsunterricht nehmen. Das war die Initialzündung: „Von da an wollte ich nur noch tanzen, singen und schauspielern! Alle drei gehen mitten durch den Körper – die perfekte Fusion“, findet die 36-Jährige. Ob im Chor oder als Mitglied der Schülerband ließ sie von da an keine Gelegenheit mehr aus, um selbst auf der Bühne zu stehen.
Als sich Lena Wischhusen mit 14 Jahren der Bremer MusicalCompany anschloss, war sie die Jüngste im Ensemble. „Da wurde mir bewusst, dass ich mein Hobby zum Beruf machen möchte.“ Nach dem Abitur bestand sie die Aufnahmeprüfungen für die Ausbildung an der German Musical Academy in Osnabrück. „Danach wollte ich einfach los und machen!“, erzählt sie von ihrem Drang, endlich richtig zu arbeiten: Bei den Freilichtspielen in Tecklenburg, auf Tournee durch Deutschland, Österreich und die Schweiz, am Landestheater in Mecklenburg-Vorpommern oder am Concordia-Theater in Bremen. „Das Vagabundenleben hat mir sehr viel Spaß gemacht, aber irgendwann habe ich mich nach einem festen Ort zum Arbeiten und Leben gesehnt.“
2012 empfahl sie ein Freund am Bremer Fritz Theater. Sie bewarb sich und konnte direkt anfangen. Seitdem gehört Lena Wischhusen zum festen Ensemble des Musicalund Comedytheaters und sie liebt ihre Arbeit. „Dennoch braucht es viel Disziplin, Übung und starke Nerven“, weiß die Musicaldarstellerin aus Erfahrung. Talent allein reicht nicht aus. „Man muss auch mit Ablehnung klarkommen: Auf 100 Castings kommt ein Job, sagt man.“ Hinzu kämen einsame Abende in Hotelzimmern, die sich wenig glamourös anfühlten, so Wischhusen. Reich und berühmt würden die wenigsten – viele Musicaldarsteller hätten Zweitjobs als Visagistinnen, Tanztrainer oder Gesangslehrerinnen. Auch wer einem festen Ensemble angehöre, müsse sich fit halten und stetig weiterentwickeln.
Lena Wischhusen, die seit letztem Jahr Mutter ist, muss auch den Spagat zwischen Job und Familienleben meistern: „Vormittags Proben und während der Spielzeit von donnerstags bis sonntagabends auftreten.“ Das ist eine Herausforderung. Umso mehr freut sie sich, zwischen Proben und Auftritten nach Hause radeln zu können. Und schließlich darauf, wieder auf der Bühne zu stehen. Denn das ist es, was sie machen will: Singen, tanzen und in immer neue Charaktere schlüpfen. So wie aktuell in dem Stück „Sing Sing“, in dem Lena Wischhusen eine von vier Frauen rund um die Musik von Boy- und Girlbands der 90er-Jahre spielt.
Die Musicaldarstellerin / der Musicaldarsteller
Die Ausbildung ist an verschiedenen künstlerischen Hochschulen möglich sowie bei speziell auf das Musical ausgerichtete Akademien.
- Weitere Berufe in der Galerie der Arbeitswelt