Hochkonjunktur verzeichnet die Arbeitnehmerkammer bei den Rechtsberatungen rund um das Arbeitsverhältnis in ihren drei Standorten Bremen-Stadt, Bremen-Nord und Bremerhaven. Die Zahl stieg im vergangenen Jahr um mehr als 2.000 auf ein Rekordniveau von 46.600 Beratungen. "Mehr Beschäftigung und weniger Regeln durch abnehmende Tarifbindung führen zu dem stetig steigenden Beratungsbedarf", erläutert Ingo Schierenbeck, Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer Bremen die Entwicklung. Insgesamt hat die Arbeitnehmerkammer 2017 fast 100.000 Beratungen durchgeführt: in der Arbeitsrechtsberatung, der steuerrechtlichen Beratung und der öffentlichen Rechtsberatung.
Am höchsten ist der Beratungsbedarf zum Thema Vergütung. Da sich immer weniger Arbeitgeber nach den in Tarifverträgen klar geregelten Vergütungen und Zulagen etwa für Überstunden oder Nachtarbeit richten, nimmt der Streit zu. Schierenbeck: "Transparente Gehaltsstrukturen und einheitliche Zulagen sind die Grundlage für mehr Gerechtigkeit und weniger Ärger im Unternehmen." Auffällig war im vergangenen Jahr die deutliche Zunahme von Beratungen zu Kündigungen von Seiten der Arbeitnehmer. Schierenbeck: "Es kommt Bewegung in den Arbeitsmarkt. Mehr offene Stellen und damit neue berufliche Perspektiven ermutigen Arbeitnehmer inzwischen häufiger zum Jobwechsel." Außerdem entschieden sich viele Ratsuchende wegen der hohen psychischen Belastungen und teils schlechten Arbeitsbedingungen für eine Eigenkündigung. "Diese Entwicklung deckt sich mit den Erkenntnissen unserer aktuellen Beschäftigtenbefragung, nach der rund die Hälfte der Arbeitnehmer von gestiegenem Stress und erhöhtem Leistungsdruck berichten", betont Schierenbeck.
Stark angestiegen sind im vergangenen Jahr die Fragen zu Mutterschutz, Elterngeld und Elternzeit – hier sind die Beratungen um fast 20 Prozent auf 1.995 Beratungen gestiegen. Zum einen wurden im Land Bremen mehr Kinder geboren, zum anderen sind die rechtlichen Möglichkeiten in Bezug auf Elterngeld und Elternzeit komplex und ohne Beratung nur schwer einzuordnen. "Die teilweise monatelangen Verzögerungen bei der Antragsbearbeitung durch die Elterngeldstelle hat zudem viele Eltern stark verunsichert", berichtete Kaarina Hauer, Leiterin der Rechtsberatung der Arbeitnehmerkammer.
Ebenfalls deutlich zugenommen haben Beratungen zum Thema Teilzeit – diese stiegen um gut zwölf Prozent auf 668 Beratungen. Hauer: "Da Beschäftigte, die ihre Arbeitszeit zum Beispiel wegen der Kinderbetreuung reduzieren, kein Rückkehrrecht auf Vollzeit haben, ist das Thema gerade für Frauen nach wie vor ein Problem." Hier sieht die Kammer in der Beratungspraxis auch Parallelen zu ihrer Beschäftigtenbefragung – nach der rund 20 Prozent der in Teilzeit arbeitenden Frauen gern mehr Stunden arbeiten würden. "In vielen von Frauen dominierten Branchen wie der Pflege oder dem Einzelhandel gibt es aber kaum Vollzeitstellen", erinnert Schierenbeck. Tatsächliche und gewünschte Arbeitszeit klafften hier häufig auseinander.
Allein im Steuerrecht hat die Kammer im vergangenen Jahr mehr als 37.000 Fragen beantwortet. Häufige Beratungsthemen waren die steuerliche Berücksichtigung unter anderem von Kinderbetreuungskosten und Kinderfreibeträgen sowie die Anrechenbarkeit von haushaltsnahen Dienstleistungen. Im Rahmen der Steuerberatung hat die Kammer zudem fast 27.000 Mitglieder bei der Erstellung ihrer Einkommenssteuererklärung unterstützt.
In der öffentlichen Rechtsberatung, die die Kammer im Auftrag des Landes für Bürgerinnen und Bürger mit geringem Einkommen durchführt, standen Mietrechtsfragen wieder ganz oben auf der Liste der Beratungsthemen. Hier geht es häufig um die Betriebskostenabrechnung oder um vom Mieter angemahnte Mängel. Ein Dauerbrenner sind nach wie vor Streitigkeiten zu Telefon- und Mobilfunkverträgen und zunehmend auch Urheberrechtsverletzungen im Internet.
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