Carina Schleicher* fühlt sich an ihrem Arbeitsplatz schon länger nicht mehr wohl. Deshalb denkt die Mittdreißigerin aus Bremen darüber nach, den Arbeitgeber zu wechseln – ein Schritt, der gut vorbereitet sein will. Denn die erfolgreiche Suche nach einem zufriedenstellenden neuen Job kann komplex und herausfordernd sein.
Text: Ulf Buschmann
Foto: Istock
März 2023
Vorarbeit mit Unterstützung
Vom Bauchgefühl zur Beratung – Carina Schleicher holt sie sich Rat bei Arbeitnehmerkammer-Weiterbildungsberaterin Hella Grapenthin. „Bevor man nach Stellenausschreibungen sucht, sollte man sich bewusst machen, welche Qualifikationen und Abschlüsse man selbst mitbringt und welche Jobs für einen infrage kommen könnten“, rät sie nicht nur Carina Schleicher. Und: „Nach diesen Schlagworten sollte man auf den unterschiedlichen Plattformen suchen.“
Hella Grapenthin hat noch einen weiteren Tipp: „Um sich nicht unglücklich zu machen, sollte man sich nur dort bewerben, wo man auch mindestens die geforderten Grundvoraussetzungen erfüllt“. Wer sich unsicher fühle, solle ruhig im betreffenden Betrieb anrufen. Es gehe schließlich um die Passgenauigkeit. Nur wenn diese gegeben sei, lohne eine Bewerbung.
Netzwerken
Wo soll sich Carina Schleicher nun bewerben? Wo sind passende Stellen zu finden?
Ganz oben auf der Liste steht das Netzwerken – schließlich, rät Kammer-Fachfrau Grapenthin, habe in der Regel jeder Mensch Familie, Freunde und Bekannte. Wer in diesem Rahmen bekannt gebe, auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle zu sein, könne durchaus fündig werden. Hilfreich sind nach Ansicht von Experten darüber hinaus berufliche Kontakte. Beispiel: Ehemalige Kolleginnen oder Kollegen können über freie Stellen in der (neuen) Firma informieren.
Netzwerken macht laut dem Portal „Karrierebibel“ schon deshalb Sinn, weil die meisten offenen Stellen weder an die Bundesagentur für Arbeit gemeldet würden, noch auf dem freien Stellenmarkt auftauchen. Hier sind es nur noch 35 Prozent laut Institut für Arbeitsmarkt und -berufsforschung; der Großteil bildet den sogenannten verdeckten Stellenmarkt. „Karrierebibel“ nennt dafür unter anderem drei Gründe: Unternehmen sparen Kosten für Stellenanzeigen, Personaler müssen sich nicht durch Berge von Bewerbungen wühlen und oft scheiden Mitarbeitende kurzfristig aus einem Betrieb aus.
Beratung zu Vorstellungsgesprächen, Bewerbungen, Weiterbildung
Alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wie auch Auszubildende, die im Land Bremen beschäftigt sind und Arbeitssuchende, die zuletzt in Bremen angestellt waren, können bei uns eine kostenfreie, vertrauliche und unabhängige Beratung zu Fragen der Weiterbildung in Anspruch nehmen. Wir beraten Sie individuell, und berücksichtigen dabei Ihre Lebensumstände und bringen diese mit Ihren Zielvorstellungen in Einklang.
Wir bieten Hilfestellung bei:
- der Analyse des beruflichen Werdegangs
- der beruflichen (Neu-)Orientierung
- Orientierungs- und Entscheidungsphasen
- Fragen zu Weiterbildungsangeboten (wo, für wen, was, wie lange?)
- Bewerbungsverfahren
- der Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche
- finanziellen Fördermöglichkeiten
- Anpassungsfortbildungen, Aufstiegsfortbildungen und Karriereplanung
- der Suche nach Informationen zu Umschulungsmöglichkeiten
Die Online-Suche
Jobsuchende sollten sich aber natürlich nicht nur auf ihr Netzwerk verlassen. Beraterin Grapenthin rät auch zur Suche auf Social Media und den Online-Portalen und Stellenanzeigen der regionalen Tageszeitungen wie Weser-Kurier und Nordsee-Zeitung. Sollte sich Carina Schleicher für eine neue Arbeitsstelle in der freien Wirtschaft oder in Handwerk und Industrie interessieren, empfiehlt Grapenthin, sich über Ausschreibungen auf den Websites der Firmen zu informieren.
Parallel schaut sich Carina Schleicher im öffentlichen Dienst um. Plant sie ihre berufliche Zukunft in der Region, sollte sie sich durch die Portale der Stadtgemeinde und des Landes Bremen sowie der Stadtgemeinde Bremerhaven klicken. Wer seine Fühler weiter ausstrecken möchte, findet eine umfangreiche Datenbank auf der Internetseite der Metropolregion Nordwest. Dort gibt es nicht nur Jobs, sondern auch Ausbildungs- und sogar Praktikumsplätze. Jobangebote bei Non-Profit-Unternehmen finden sich auch auf dem schwarzen Brett bei bremen.de.
Auch unter dem Dach des Wissenschaftsladens Bonn finden Interessierte eine bundesweite Zusammenfassung von in Tages- und Wochenzeitungen sowie Fachzeitschriften veröffentlichten Stellenausschreibungen. Auch etliche ausgewählte Jobbörsen und andere Online-Quellen lassen sich nach Auskunft von Hella Grapenthin über das WILA-Portal erschließen – „insbesondere aus den Berufsfeldern Kommunikation, Bildung, Kunst und Kultur, Umwelt- und Naturschutz, Soziales und Psychologie, Wissenschaft und Forschung“, erläutert sie.
Social Media, LindedIn und Xing
Was Carina Schleicher aus der Kammerberatung ebenfalls mitgenommen hat: Sie muss selbst aktiv werden. In Zeiten von Social Media ist das relativ einfach. Denn Headhunter beziehungsweise Recruiter sind sehr häufig auf allen Plattformen unterwegs. Hier sind vor allem Xing und LinkedIn, die den Ton angeben. Das jemand auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle ist, lässt sich auf beiden Portalen im eigenen Profil einstellen beziehungsweise hervorheben.
Wer etwa bei LinkedIn über einen Premiumzugang verfügt, kann dort sein Foto mit dem Hashtag „#opentowork“ versehen. Auch Angaben im Profil wie „Offen für Jobangebote“ können eine potenzielle neue Arbeitsstelle in die Nähe rücken. Ähnlich ist es bei Xing: Auf der Startseite lässt sich voreinstellen. Für Carina Schleicher käme zum Beispiel der Punkt „Ich bin aktiv auf Jobsuche“ infrage.
Darüber hinaus sind Recruiter durchaus beeindruckt, wenn Menschen auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle eine eigene Bewerber-Homepage anlegen.
Für Arbeitnehmerkammer-Beraterin Grapenthin sind die Jobbörse der Agentur für Arbeit oder Sammelportale wie „Monster“, „Stepstone“ oder „Indeed“ nicht unbedingt erfolgsverprechend.
Auch Initiativbewerbungen böten in der Regel wenig Chancen auf einen neuen Arbeitsplatz, erläutert Grapenthin. Die Ausnahme bildeten Branchen mit Fachkräftemangel, wie die Pflege- und Heilberufe. „Initiativbewerbungen machen bei uns immer Sinn“, sagt beispielsweise Jana Techentin, Leiterin des Michaelisstifts in Lilienthal.
Blick auf junge Leute
Carina Schleicher gehört zu den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die schon einige Jahre im Berufs- und Arbeitsleben stehen. Jugendliche und junge Erwachsene sind zwar bei der Suche nach einer Arbeits- oder Lehrstelle auch auf Jobbörsen unterwegs. Doch bei ihnen spielen Instagram und Tiktok eine mindestens ebenso große Rolle. Handwerksbetriebe beispielsweise versuchen mit kreativen Videos Nachwuchs zu finden. Über Stories und Reels können sich Interessierte entweder direkt bewerben oder zumindest Kontakt aufnehmen – und sei es nur, um sich über die Voraussetzungen zu informieren, die die jeweilige Lehr- oder Arbeitsstelle mitbringt. Oder um sich zu informieren, ob die Unternehmen auf einer der nächsten Jobbörsen dabei sind.
* Name von der Redaktion geändert