Warum sich höhere Rentenbeiträge für alle auszahlen

Drei Fragen an Prof. Dr. Camille Logeay

Hätte, hätte, Fahrradkette: Was hätte das gescheiterte Rentenpaket II der Ampel-Regierung wirklich gebracht? Eine Simulation des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung zeigt: Anders als oft behauptet hätten auch die jüngeren Generationen davon profitiert. Mitautorin der Studie Prof. Dr. Camille Logeay erklärt, wie die Berechnungen zustande kommen.

Prof. Dr. Camille Logeay/Foto Rentsch

Die Stabilisierung des Rentenniveaus war das Ziel des Rentenpakets II der gescheiterten Ampelkoalition. Wer hätte von der Umsetzung profitiert?

Camille Logeay: Erstmal würde die Stabilisierung des Rentenniveaus höhere Renten ab 2028 für alle Rentner*innen und zukünftige Rentner*innen bedeuten. Aber sie würde auch höhere Beitragssätze bedeuten. Daher ist die Frage schon sehr berechtigt: Wenn man alle Erwerbs- und Rentenbezugsjahre betrachtet, bei wem gibt es am Ende mehr und bei wem gibt es weniger als ohne Stabilisierung? Diese Frage wiederum haben wir beantwortet. Wir haben sogenannte Eckrentner*innen aus dem Westen – die 45 Jahre lang das Durchschnittsentgelt verdient haben – mit Geburtsjahrgang zwischen 1940 bis 2010 betrachtet. Im Osten sind Renditeberechnungen für Erwerbs- und Rentenjahre in der DDR nicht möglich. In der untersuchten Gruppe profitieren alle, die Geburtsjahrgänge kurz vor 1970 am stärksten. Diese Kohorten haben allerdings bisher die niedrigsten Renditen, sodass das System durch eine Verlängerung der Haltelinie gewissermaßen noch etwas gerechter werden würde.

Ihre Studie zeigt: Höhere Rentenbeiträge würden der heute arbeitenden Bevölkerung eine bessere Rendite und eine solide Rente bringen. Sind solche Berechnungen angesichts unbekannter wirtschaftlicher und politischer Entwicklungen seriös?

Die Rentensimulationen sind keine Prognosen im Sinne einer Konjunkturprognose. Über solche langen Zeiträume kann niemand sicher prognostizieren. Was ist dann seriös oder belastbar? Fest steht jedenfalls: Das Umlageverfahren ist stabil in seiner Mechanik – was eingezahlt wird, wird direkt wieder ausgegeben. Außerdem ist die Verteilung zwischen den Rentner*innen durch das sogenannte Äquivalenzprinzip ziemlich gut vorhersehbar: Wer mehr verdient hat, bekommt auch eine entsprechend höhere Rente.

Lohnt sich die gesetzliche Rente auch jetzt schon oder muss politisch unbedingt etwas passieren?

Die gesetzliche Rente lohnt sich immer noch. Sie bildet immer noch die Haupteinkommensquelle der über 65-Jährigen. Die in jedem Jahr relativ eng beieinander liegenden Renditen zeigen ebenfalls, dass sie sich lohnt. Die gesetzliche Rente versichert auch andere Risiken als nur Langlebigkeit, nämlich Erwerbsminderung und den Todesfall und leistet Reha-Maßnahmen. Trotzdem wurde sie durch die Reformen der Agenda 2010 derart verändert, dass sie seitdem unbedingt ergänzt werden muss. Ich würde mir wünschen, dass die gesetzliche Rente in der neuen Legislaturperiode gestärkt oder zumindest stabilisiert wird.

Die komprimierten Ergebnissen der Studie:
Stabilisierung des Rentenniveaus: Wer verliert und wer gewinnt wirklich?

Februar 2025
Fragen: Anna Zacharias