Straßenbahnfahrer Michael Hellwig steht zwischen zwei stehenden Bahnen und drückt den Tür-öffnen-Knopf.

Kribbelnde Vorfreude inklusive - der Straßenbahnfahrer

Ein Porträt in unserer Reihe Galerie der Arbeitswelt

Michael Hellwig ist Straßenbahnfahrer. Er liebt die Verantwortung für sein Fahrzeug und den wertschätzenden Umgang mit den Kunden. Für den gelernten Garten- und Landschaftsbauer und ehemaligen Berufskraftfahrer war der Umstieg wie ein Hauptgewinn im Lotto.

Text: Ulf Buschmann
Foto: Kay Michalak
1. September 2024

Seit gut einem Jahr ist Michael Hellwig als Straßenbahnfahrer bei der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) tätig – als einer von mehreren Quereinsteigern. Zwischen seiner ehemaligen Tätigkeit als Berufskraftfahrer eines Händlers für Sanitärbedarf und der neuen Arbeit liegen nach den Worten von Michael Hellwig Welten: einst schwere körperliche Arbeit dort, hier eine verantwortungsvolle Tätigkeit. Wenn er sich in die Bahn setze und seine täglichen Touren vorbereite, „kribbelt es“, meint Michael Hellwig lächelnd: „Ich liebe die Verantwortung für die Bahn und die Wertschätzung durch die Kunden.“ Er ist meistens auf den Linien 1 und 4 unterwegs. Diese werden vom Betriebshof Neue Vahr „eingesetzt“, so der Fachjargon. Michael Hellwig befördert seine Fahrgäste darüber hinaus auf den Linien 2 und 10. Die Abläufe sind immer die gleichen. Vor dem ersten Ausrücken um 3 oder 4 Uhr druckt sich jede Fahrerin beziehungsweise jeder Fahrer den Tourenplan aus. Der heißt bei der BSAG Kurszettel. Es folgt die technische Kontrolle des Fahrzeugs: Funktionieren die Türen und der Hublift? Sind alle Scheinwerfer und Blinker in Ordnung? Bevor die Straßenbahn ins öffentliche Verkehrsnetz einschwenkt, müssen Michael Hellwig und seine Kolleginnen und Kollegen das  fahrzeuginterne System in Betrieb nehmen. Hierzu gehört zum Beispiel die Haltestellenansage. Parallel verbindet sich die Bahn mit der Leitstelle der BSAG.

Michael Hellwig fährt dreieinhalb bis vier Stunden oder vier Runden je Tour. Dann schreibt der Gesetzgeber eine Pause von maximal 35 Minuten Dauer vor. Danach setzt er seine Tour fort oder übernimmt den Kurs einer Kollegin oder eines Kollegen. Ganz wichtig sei hierbei das Übergabegespräch, erläutert der BSAG-Mann. Beispielsweise würden aufgetretene Schäden erwähnt und entsprechend dokumentiert. „Ist eine Bahn oder einer der Busse lädiert oder stark verschmutzt, werden sie reingezogen“, ergänzt BSAG-Sprecher Andreas Holling. Das heißt: Die Mitarbeitenden wie Michael Hellwig bekommen ein neues Fahrzeug.

Dies alles lernen Quereinsteiger wie Michael Hellwig in ihrer knapp viermonatigen Ausbildung. Voraussetzung zum Umsatteln auf den Straßenbahn-Führerstand ist unter anderem, dass die Bewerbenden einen Pkw-Führerschein besitzen. Obligatorisch ist auch die betriebsärztliche Untersuchung. Anschließend geht es zunächst mit der theoretischen Ausbildung los. Dazu gehören unter anderem die Signal- und Weichenerkennung und der Aufbau technischer Einrichtungen.

Im Fahrunterricht lernen die Neuen erst einmal die Grundlagen kennen. Hierzu gehört beispielsweise das Einfahren in die Haltestellen. „Nicht jede Haltestelle ist gleich“, sagt Michael Hellwig. Aber nicht nur das sei wichtig, denn Busse und Straßenbahnen teilen sich in Bremen den Straßenraum über weite Strecken mit dem Individualverkehr. Deshalb, betont der BSAG-Mitarbeitende, „fahren wir stets auf Sicht“.Doch der Abschluss der Ausbildung mit Prüfung vor der Handelskammer ist nicht das Ende der Ausbildung. In den ersten zwölf bis 14 Tagen als frischgebackene Straßenbahnfahrer werden die Mitarbeitenden von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen, den sogenannten Streckenlehrfahrern, begleitet. Der Grund: Die Neuen sollen die Besonderheiten jeder Strecke kennenlernen – das funktioniert nur im täglichen Betrieb.

Der Straßenbahnfahrer sitzt in seinem Führerstand
Der Straßnebahnfahrer richte sein Führerhaus ein.
Der Straßenbahnfahrer überfrügt den Ticketautomaten im Fahrzeug
Der Straßenbahnfahrer überprüft die Technik im Fahrzeug

Der Busfahrer / die Busfahrerin

­­­­Das Einstiegsgrundgehalt bei der BSAG beträgt knapp 3.000 Euro brutto plus Jahressonderzahlungen und Zulagen. Dieses erhöht sich im Laufe der Jahre. So steht es im Entgelttarifvertrag für Nahverkehrsbetriebe, der am Niedersächsischen Spartentarifvertrag ausgerichtet ist. Voraussetzung für eine Tätigkeit als Bus- oder Straßenbahnfahrer sind eine gute Gesundheit und ein gültiger Pkw-Führerschein.