
Galerie der Arbeitswelt
Die Keramikerin in der Ausbildung
Immer den richtigen Dreh
Ella Rentzsch hat viel Freude daran, Dinge mit den Händen zu gestalten. Umso glücklicher ist sie über ihren Ausbildungsplatz zur Keramikerin im Atelier Breu.
Text: Suse Lübker
Foto: Kay Michalak
27. Dezember 2022
Langsam nimmt die feuchte Tonmasse Form an, mit viel Kraft stemmt Ella Rentzsch die Handballen auf die Drehscheibe, schiebt und drückt das Material zusammen. Die 18-Jährige lernt seit Januar 2022 den Beruf der Keramikerin. „Der Anfang war super schwierig und das unterschätzen viele. Du musst sehr ruhig bleiben und den Ton steuern, dich der Masse entgegensetzen“, erklärt sie. Keine leichte Aufgabe, aber irgendwann habe man den Dreh raus, das sei wunderbar, strahlt sie.
Ella wollte schon immer gern mit den Händen arbeiten. Ein Handwerk mit Kreativität zu verbinden, das war ihr Berufswunsch nach Schule und ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ). Durch Zufall entdeckt sie ein Keramikatelier und ist gleich fasziniert von der Arbeit an der Töpferscheibe. Die Suche nach einem Ausbildungsplatz allerdings gestaltet sich als sehr schwierig – in Bremen bilden nur wenige Keramikerinnen und Keramiker aus. Dass Ella einen begehrten Platz ergattert hat, liegt auch an ihrer Begeisterung und Beharrlichkeit. Nach einem Praktikum überzeugt sie ihre Chefin, ihr einen Ausbildungsplatz anzubieten.
In dem hellen, freundlichen Atelier an der Parkallee lernt Ella die einzelnen Arbeitsschritte vom Zentrieren des Tons auf der Drehscheibe bis zum Brennen des fertigen Produkts. Sie erfährt, wie die Tonreste so aufbereitet werden, dass sie wiederverwendet werden können, lernt, den Brennofen zu bedienen und die fertigen Stücke zu glasieren. Gerade hat sie einen Arbeitstag damit zugebracht, Henkel zu fertigen –
keine leichte Aufgabe, wie ein Ohr sollen sie geschwungen sein. Auch das gehört zur Ausbildung dazu. An anderen Tagen unterstützt sie ihre Chefin bei den Töpferkursen, die im Atelier regelmäßig stattfinden.
In der Berufsschule lernt Ella die nötige Theorie: Rohstoffkunde gehört dazu, aber auch Glasuren zu berechnen oder technisches Zeichnen. „Wir erfahren zum Beispiel, wie man eine Vase abzeichnet und die Maße so berechnet, sodass wir sie nachdrehen können.“ Leider ist die Berufsschule weit weg, sechsmal im Jahr fährt Ella für zwei Wochen nach Meißen.
Der Beruf war die richtige Wahl, davon ist Ella überzeugt. Nach der Gesellenprüfung will sie auf jeden Fall eine Zeit lang als angestellte Keramikerin weiterarbeiten. Vielleicht vertieft sie ihr Wissen auch noch mit einem Studiengang an der Hochschule für Künste, die einen Keramikschwerpunkt anbietet: „Da geht es noch mal sehr um das Künstlerische“, auch das würde sie reizen.
Die Keramikerin / der Keramiker
Für die dreijährige Ausbildung wird Abitur oder Fachabitur empfohlen, eine Verkürzung auf zwei beziehungsweise zweieinhalb Jahre ist möglich.