24.04.2020
Systemrelevante Berufe: Oft unterbezahlt und atypisch beschäftigt
Höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und flächendeckende Tarifverträge erforderlich
Die Ausbreitung der Covid-19-Pandemie hat massive Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten – auch im Land Bremen. Während zahlreiche Unternehmen ihre Produktion herunterfahren und viele Menschen in Kurzarbeit gehen, gibt es Bereiche, die gerade in Krisenzeiten besonders gefordert sind. Zurzeit stehen die Beschäftigten in Krankenhäusern, Pflegeheimen und im Einzelhandel im Fokus. Dies sind aber nicht die einzigen Berufe, die gegenwärtig unverzichtbar sind und deshalb als systemrelevant bezeichnet werden. Auch der Bereich der Logistik, die Produktion von Lebensmitteln oder die Ver- und Entsorgung zählen dazu.
„Systemrelevant, aber oft unterbezahlt und nicht selten atypisch beschäftigt: das passt nicht“, betont Ingo Schierenbeck, Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer Bremen. „Die Bedeutung dieser Berufe für unsere Gesellschaft muss sich in besseren Arbeitsbedingungen und höherer Entlohnung widerspiegeln. Davon würden vor allem Frauen profitieren.“
Insgesamt beträgt der Frauenanteil in den systemrelevanten Branchen 54 Prozent. Verglichen mit dem Anteil von Frauen an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist dieser damit um zehn Prozentpunkte höher.
Die Entgelte sind in vielen systemrelevanten Berufen gering: Gerade einmal gut ein Viertel (31.000 der 115.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in systemrelevanten Berufen im Land Bremen) bezieht ein Bruttomonatsentgelt in Vollzeit, das über dem Mittelwert von 3.474 Euro liegt. Fast dreimal so viele (ca. 84.000 Beschäftigte) verdienen – zum Teil deutlich – weniger. Am geringsten sind die Einkommen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die im Verkauf von Lebensmitteln arbeiten. Zudem zeigt sich, dass der Anteil an Vollzeitstellen in systemrelevanten Berufen geringer ist, als über alle Berufe hinweg. Teilzeitstellen und Minijobs sind häufiger vertreten.
Ebenso vielschichtig wie die Arbeitsverhältnisse und Einkommen sind auch die Qualifikationsniveaus für die Tätigkeiten, welche die systemrelevanten Berufe kennzeichnen. Auffällig ist der hohe Anteil an Fachkräften bei den Arzt- und Praxishilfen und im Verkauf von Lebensmitteln. Dies steht im Kontrast zu den geringen Löhnen.
Um die hohe Arbeitsbelastung zu reduzieren, ist eine bedarfsgerechte Personalbemessung im Krankenhaus statt eine bloße Festlegung von Personaluntergrenzen erforderlich. In der Altenpflege muss zudem ein flächendeckender Tarifvertrag realisiert werden. Insbesondere vor dem Hintergrund der Einführung der generalistischen Ausbildung ist es außerdem notwendig, auch die Löhne in der Alten- und Krankenpflege anzugleichen.
Auch für Beschäftigte, die in Lebensmittelgeschäften, Supermärkten und Discountern arbeiten, müssen sich die Arbeitsbedingungen ebenfalls nach der Krise verbessern. Da der harte Preiskampf im Einzelhandel häufig über eine Senkung der Personalkosten ausgetragen wird, ist es hier erforderlich, über allgemeinverbindliche Tarifverträge gegenzusteuern. Derzeit sind die Hürden für Allgemeinverbindlichkeitserklärungen allerdings so hoch, dass ein solcher Schritt eine Gesetzesänderung auf Bundesebene erfordert.
Auch für die Beschäftigten in den anderen systemrelevanten Berufen gilt, so Schierenbeck: „Ein 'Weiter so' darf es nicht geben. Die wichtige Arbeit muss über die Krise hinaus gewürdigt werden – nicht nur mit Worten sondern einem klaren Signal für höhere Löhne und flächendeckende Tarifverträge.“
Unseren KammerReport zu systemrelevanten Berufen finden Sie unter www.arbeitnehmerkammer.de/systemrelevant.
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