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Pressemitteilung

23.04.2021

Corona-Pandemie dominiert Wirtschaft und Arbeitsmarkt

Arbeitnehmerkammer legt Bericht zur Lage der Beschäftigten im Land Bremen vor

Das Pandemie-Geschehen hat Wirtschaft und Arbeitsmarkt im Land Bremen im vergangenen Jahr dominiert. Die gute Nachricht vorweg: Gegen den Abwärtstrend nahm die Beschäftigung in einzelnen Bereichen wie etwa der IT und im Gesundheitssektor sogar zu. Unter dem Strich aber sank 2020 die bremische Wirtschaftsleistung preisbereinigt um sieben Prozent, wie der aktuelle Bericht zur Lage der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Land Bremen zeigt. Das ist das größte Minus aller Bundesländer. Besonders waren die stark unter Corona leidenden Branchen wie das Gastgewerbe oder der stationäre Einzelhandel betroffen. Auch die Beschäftigung nahm ab. Im Juni 2020 gab es im Vergleich zum Vorjahr knapp 6.500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weniger. Zudem sank das Arbeitsvolumen im vergangenen Jahr zum ersten Mal seit 2013 und ging um 21 Millionen auf 517 Millionen geleistete Arbeitsstunden zurück.

Rigiden Nach-Corona-Sparkurs vermeiden

„Corona hat schon jetzt erkennbare Spuren hinterlassen und wird auch in diesem Jahr Wirtschaft und Beschäftigung maßgeblich beeinflussen. Die aktuellen Rettungs- und Konjunkturmaßnahmen dürfen aber nicht zu einem rigiden Nach-Corona-Sparkurs führen – im Gegenteil: Das Land muss in wichtige Zukunftsfelder wie Klimatechnik, Netzinfrastruktur oder digitale Bildung investieren. Hier den Anschluss zu verlieren wäre eine weitaus größere Hypothek auf die Zukunft als Schulden, die kaum Zinsen kosten“, mahnt Ingo Schierenbeck, Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer Bremen, bei der Vorstellung des Berichts zur Lage der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Land Bremen.

Stadt Bremen: Vollzeitjobs gehen zurück

In der Stadt Bremen lag Mitte des vergangenen Jahres die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze nur unwesentlich unter dem Vorjahresniveau. „Schlimmeres wurde durch Kurzarbeit verhindert“, erläutert Schierenbeck. Deutlich abgenommen haben Vollzeitarbeitsplätze: Ihre Zahl sank um mehr als 800 auf 195.000 Stellen. Damit ist der kontinuierliche Anstieg der Vollzeitjobs in den vergangenen acht Jahren gebrochen. Am stärksten unter der Pandemie gelitten haben jedoch Minijobberinnen und Minijobber, so sank die Zahl der geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse um rund 4.000 auf etwa 55.000. In Bezug auf einzelne Branchen gab es neben dem Gastgewerbe vor allem in der Leiharbeit einen Abbau von Arbeitsplätzen. Der deutliche Rückgang sowohl bei den Minijobs als auch bei der Leiharbeit sind Frühindikatoren für die weitere Entwicklung. „Wenn die Unterstützungsprogramme auslaufen, könnte ein deutlicher Abbau von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen folgen“, gibt Schierenbeck zu Bedenken.

Bremerhaven: Vor allem Männer verlieren ihre Arbeit

Ähnlich wie in Bremen hatte sich auch in Bremerhaven schon vor der Corona-Pandemie die Konjunktur abgeflaut, Beschäftigungsverluste waren deshalb bereits 2019 die Folge. Corona hat diese Entwicklung nun noch beschleunigt: Die Jobverluste waren im vergangenen Jahr in Bremerhaven mit knapp 1.000 Stellen besonders hoch, wobei Männer stärker betroffen waren. Hier waren es in erster Linie Helferberufe, in denen Arbeitsplätze abgebaut wurden. Bei den Branchen zeigt sich zudem, dass in Bremerhaven allein 400 Stellen in der Leiharbeit abgebaut wurden. Frauen litten dagegen stärker unter dem Rückgang der Minijobs – so wie in der Stadt Bremen brach die Zahl der Minijobs auch in der Seestadt ein (-741 Stellen).

Minijobs: Keine Absicherung in der Krise

Somit hat die Krise noch einmal die prekäre Lage der Minijobberinnen und Minijobber vor Augen geführt: Da sie von der Sozialversicherungspflicht befreit sind, hatten Minijobber keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld oder Arbeitslosengeld. Dabei waren gerade sie in Branchen wie der Gastronomie, dem Einzelhandel oder der Logistik besonders betroffen. „Viele Beschäftigte standen ohne Absicherung da, es braucht also dringend eine Reform der Minijobs“, so Schierenbeck. Die Geringfügigkeitsschwelle von derzeit 450 Euro müsste künftig abgesenkt werden, um dadurch möglichst viele Minijobs in sozialversicherte Arbeitsstellen umzuwandeln.

Trotzen der Krise: IT in Bremen und Wissenschaft in Bremerhaven

Sowohl in der Stadt Bremen als auch in Bremerhaven gibt es einzelne Branchen, die dem Krisenjahr trotzen und entgegen dem Trend einen deutlichen Jobzuwachs verzeichnen. In Bremen sind dies vor allem die IT-Branche und der Gesundheitssektor sowie in Bremerhaven der Wissenschaftssektor. Allein in der Wissenschaft sind 2020 in der Seestadt unterm Strich fast 100 Stellen hinzugekommen. „Die Wissenschaft erweist sich einmal mehr als stabiles Standbein des Bremerhavener Wirtschaftsstandortes“, betont Schierenbeck.

Kurzarbeit: Jeder Fünfte im April und Mai 2020 betroffen

Am stärksten ausgewirkt auf die Beschäftigten hat sich 2020 die Kurzarbeit. Weil Kurzarbeit von den Arbeitgebern präventiv angemeldet wird, liegen erst jetzt die Daten für die ersten sieben Monate vor: Die Kurzarbeitsquote betrug demnach im April 21,6 Prozent und verharrte bei 21,3 Prozent im Mai. Für zwei Monate war gut jede beziehungsweise jeder fünfte Beschäftigte im Land Bremen in Kurzarbeit. Das heißt, im April und Mai mussten 72.300 beziehungsweise rund 70.900 Beschäftigte ihre Arbeitszeit ganz oder teilweise reduzieren. Das bedeutete für viele Einkommensverluste von bis zu 40 Prozent. Die finanziellen Einbußen haben vor allem Niedrigverdiener getroffen, da in der aktuellen Krise besonders Branchen wie die Gastronomie oder der Einzelhandel betroffen waren. „Ein Ende der Krise ist nicht absehbar, deshalb ist es dringend nötig, das Kurzarbeitergeld schon ab dem ersten Monat auf mindestens 80 Prozent anzuheben“, betont Schierenbeck.

Arbeitslosigkeit droht sich zu verfestigen

Mit der Kurzarbeit konnten im vergangenen Jahr zwar viele Jobs erhalten werden, dennoch stieg im Dezember die Zahl der Arbeitslosen im Land Bremen auf rund 40.800. Das Dilemma: Krisenbedingt gab es auch deutlich weniger offene Stellen. „Wenn Beschäftigte ihre Arbeit verlieren, es aber kaum Betriebe gibt, die einstellen wollen, birgt das erhebliche Risiken für die Verfestigung von Arbeitslosigkeit“, warnt Schierenbeck. Wer akut arbeitslos wird, sollte möglichst schnell qualifiziert werden. Auf diese Weise können berufliche Umstiege im Kontext des technologischen und ökologischen Wandels ermöglich werden.

Ausbildung: Schutzschirm für Jugendliche aufspannen

Während sich auch 2020 viele junge Menschen für eine Berufsausbildung interessiert haben, hat sich das Angebot an Ausbildungsplätzen ungünstig entwickelt. Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist auf einen historischen Tiefstand gesunken: Am Ende wurden nur knapp 5.200 Ausbildungsverträge im Land Bremen abgeschlossen – der niedrigste Wert, der für Bremen je statistisch erfasst wurde. Im Corona-Jahr 2020 kamen nur noch 68,6 Ausbildungsplätze auf 100 Ausbildungsinteressierte. „Das reicht nicht, wir brauchen mehr Ausbildungsplätze. Denn ein Ausbildungsabschluss ist die Eintrittskarte zu gesicherter Beschäftigung“, mahnt Schierenbeck. Die Jugendarbeitslosigkeit lag auch im Dezember 2020 weiter deutlich über Vorjahresniveau. „Wir brauchen einen Schutzschirm, damit Jugendliche gut ausgebildet ins Berufsleben starten können“, so Schierenbeck. Hierzu gehören zusätzliche Ausbildungskapazitäten in den Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialberufen, in denen es bereits einen spürbaren Fachkräftemangel gibt. Zudem sollten soweit möglich im öffentlichen Dienst und in den landeseigenen Mehrheitsgesellschaften zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen werden. Letztlich stehen aber die Unternehmen in der Verantwortung, mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen.

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  • Bericht zur Lage der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Land Bremen 2021

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