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21.04.2023

5.600 neue Jobs entstanden – Krisenmodus bleibt dennoch bestehen

Arbeitnehmerkammer legt Bericht zur Lage vor

Mit Blick auf die Beschäftigungsentwicklung ist das Land Bremen gut durch die Krisen gekommen: So sind 2022 fast 5.600 neue Stellen in Bremerhaven und Bremen entstanden – vor allem in den wissensintensiven Dienstleistungen und in der Logistik, wie der aktuelle Bericht zur Lage der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Land Bremen zeigt. Noch nie waren so viele Menschen sozialversichert beschäftigt. „Bremen hat die Corona-Pandemie gut bewältigt. Nun geht es darum, die bestehenden und künftigen Krisen zu meistern und dafür zu sorgen, dass niemand verloren geht“, betont Peer Rosenthal, Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer Bremen.

Denn obwohl mit 342.000 sozialversicherten Beschäftigten ein Höchststand erreicht wurde, gibt es nach wie vor große Herausforderungen: So ist die Zahl der Menschen ohne Arbeit noch immer zu hoch – vor allem die der Langzeitarbeitslosen. Steigende Preise für Lebensmittel und Energie machen insbesondere diesen Menschen, aber auch Niedrigverdienerinnen und Niedrigverdienern, zu schaffen.

80.000 Fachkräfte verlassen den Arbeitsmarkt
Neben Inflation und sozial-ökologischem Wandel der Wirtschaft ist es vor allem ein Thema, das auch das Land Bremen künftig herausfordern wird: der Fachkräftemangel. Allein in den kommenden zehn Jahren gehen im Land Bremen 80.000 Menschen in den Ruhestand – davon haben 50.000 eine Berufsausbildung und 12.000 einen akademischen Abschluss. Sie hinterlassen eine große Lücke auf dem Arbeitsmarkt, die dringend geschlossen werden muss.

„Der Fachkräftemangel kann zum Flaschenhals bei der Bewältigung der sozial-ökologischen Transformation werden, das wäre fatal“, warnt Rosenthal. Aber auch in der Pflege und in den Kitas fehlen Fachkräfte. Gut ausgebildete Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind längst zum entscheidenden Standortfaktor geworden.

Doch statt in den Nachwuchs zu investieren und so die Fachkräfte von morgen auszubilden, gibt es zu wenig Ausbildungsplätze. „Im Land Bremen sind seit 2008 – gemessen an der Zahl abgeschlossener Ausbildungsverträge – 1.200 Ausbildungsplätze verloren gegangen“, mahnt Peer Rosenthal und ergänzt: „Wir brauchen ein Jahrzehnt der Aus- und Weiterbildung.“ Investitionen in diesem Bereich seien jetzt der Schlüssel. Der von der Bremischen Bürgerschaft beschlossene Ausbildungsunterstützungsfonds könne dabei ein wichtiger Hebel sein. Aber auch Löhne und Arbeitsbedingungen müssen sich nach Auffassung der Arbeitnehmerkammer verbessern, um Fachkräfte in bestimmten Berufen zu halten und junge Nachwuchskräfte zu gewinnen – etwa für die Pflege, Logistik, für Schulen, Kitas oder die Gastronomie.

Selbstbestimmte Aufstiege ermöglichen
Gerade die ungelernten Beschäftigten müssen in den Blick genommen werden und hier ist der Nachholbedarf groß: Jeder vierte junge Erwachsene zwischen 25 und 35 Jahren hat keine Berufsausbildung. Ein Berufsabschluss ist aber der Schlüssel für eine gut bezahlte Beschäftigung mit Perspektive. Der beschlossene Qualifizierungsbonus für ungelernte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die an einer abschlussbezogenen Qualifizierungsmaßnahme teilnehmen, ist ein wichtiger Schritt. Um auch unabhängig von der Zustimmung des Arbeitgebers einen selbstbestimmten Aufstieg zu ermöglichen, schlägt die Arbeitnehmerkammer ein Landes-BAföG vor. Dieses könnte die Weiterbildungskosten tragen und einen Zuschuss zum Lebensunterhalt zahlen, um den Verdienstausfall während der Weiterbildung auszugleichen. „Es müssen mehr Menschen die Möglichkeit haben, beruflich voranzukommen“, betont Rosenthal.

Dequalifizierung in den sozialen Berufen stoppen
Mit Sorge beobachtet die Arbeitnehmerkammer den derzeit gegenläufigen Trend zur Dequalifizierung – etwa in der Pflege, im Bereich der Erzieherinnen und Erzieher oder in Schulen. „Wir wissen, dass die Not groß ist, Fachkräfte in der Pflege und in den Kitas zu finden. Verstärkt auf Assistenzkräfte zu setzen oder wie in der Pflege kurze Ausbildungen zu etablieren, kann nur zur Überbrückung sein. Vielmehr müssen sich die Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen verbessern, um die Berufe attraktiver zu machen“, betont Kammer-Geschäftsführerin Elke Heyduck. Die Gefahr sei groß, dass die jetzt beschlossenen „Krückenmodelle“ mit geringen Ausbildungszeiten und dem schnellen Einstieg in den Beruf verstetigt werden. Hier muss es eine Anschlussgarantie zur Fachkraft-Ausbildung geben. Grundsätzlich gilt: Die Ausbildungsbedingungen in den sozialen Berufen müssen attraktiver werden.

Für den Kita-Bereich gibt es mit der Praxisintegrierten Ausbildung (PiA) bereits ein erfolgreiches Modellprojekt, das Schule machen sollte: Hier sind die angehenden Erzieherinnen und Erzieher bereits sozialversichert und werden tariflich vergütet. Elke Heyduck: „PiA ist so attraktiv, dass es mehr Bewerbungen als Plätze gibt. Um den Kita-Ausbau zu bewältigen, muss das Modellprojekt kurzfristig ausgeweitet und mittelfristig zu Regel werden.“

Nur so kann es gelingen, den Ausbau der Kinderbetreuung im Land Bremen voranzubringen. Hiervon profitieren nicht nur die Familien, für die es so einfacher wird, Privatleben und Beruf unter einen Hut zu bringen. Es ist auch ein wichtiger Schritt, um die Familien- und Kinderarmut zu bekämpfen.

Zukunftsinvestitionen ermöglichen
„Um die vielen, sich überlappenden Krisen zu bewältigen, brauchen wir einen handlungsfähigen Staat, der in abschlussbezogene Aus- und Weiterbildung und die Transformation der Wirtschaft investiert“, sagt Peer Rosenthal. „Aber klar ist auch: Wer heute nicht investiert, wird übermorgen die Quittung dafür erhalten.“ Ein flexibler Umgang mit der Schuldenbremse für Investitionen, die sich langfristig auszahlen, ist deshalb der richtige Weg.

Den Bericht zu Lage finden Sie auf unserer Website unter www.arbeitnehmerkammer.de/lagebericht2023

Zahlen und Daten zum Bremer Arbeitsmarkt, zu Beschäftigung und Wirtschaft im Land Bremen finden Sie zudem unter www.arbeitnehmerkammer.de/statistik

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