Die Ursache für die Winterdepression ist der Mangel an Licht. "Licht hat einen starken Einfluss auf unsere Stimmung", sagt Allgemeinmedizinerin Kathinka Reller. Denn das Licht lässt das Glückshormon Serotonin frei. Deshalb ist es auch im Herbst und Winter so wichtig, regelmäßig nach draußen zu gehen. Zwar ist jetzt die Lichtstrahlung nicht so stark wie im Frühling oder im Sommer. "Aber sie reicht aus", sagt die Ärztin, "selbst bei bedecktem Himmel". Allerdings sollte man sein Gesicht nicht halb mit einem Schal bedecken und keine Handschuhe anziehen, damit die UV-Strahlung auch an die Haut kommen kann.
Licht ist auch notwendig für die körpereigene Vitamin-D-Produktion. Und die braucht man, um Erkältungen und Grippe, aber auch Knochenerkrankungen wie Osteoporose vorzubeugen. "Im Frühling und in Sommer reicht es für die Vitamin-D-Produktion, 10 bis 20 Minuten mit freien Unterarmen draußen zu sein", sagt Kathinka Reller. Im Winter, wenn wir gegen die Kälte gut eingepackt sind, müssen wir doppelt so lang unterwegs sein. Die Ärztin rät davon ab, Vitamin D in Pillenform zu sich zu nehmen. "Es gibt keine verlässlichen Untersuchungen über eine positive Wirkung", betont sie.
Wer auf Nummer sicher gehen will, genügend Licht zu bekommen, kann sich eine Kunstlichtlampe – auch Lichtdusche genannt – zulegen. Ganz billig sind sie mit 150 bis 300 Euro aber nicht. Manche Ärzte bieten in ihren Praxisräumen Lichttherapien an, die allerdings nicht von den Krankenkassen übernommen werden. Die Patienten sitzen vor einer Leuchte, die zwischen 2.500 und 10.000 Lux stark sein sollte. Normale Zimmerlampen leuchten nur wenige hundert Lux stark.
Sport kann bei jeder Form von Depression helfen, ob es nun Joggen im Park oder Gewichte heben im Fitnesscenter ist. Auch beim Sport werden Glückshormone freigesetzt. "Im Winter fällt es besonders schwer, sich zum Sport aufzuraffen", sagt Kathinka Reller. Sie rät deshalb, sich regelmäßig fest mit jemandem zum Sport zu verabreden.
Das pflanzliche Arzneimittel Johanniskraut hat nachgewiesenermaßen eine antidepressive Wirkung – ab drei Wochen nach Beginn der Einnahme und bei ausreichend hoher Dosierung. Mit manchen Medikamenten wie der Antibabypille kann es aber zu Wechselwirkungen kommen. Johanniskraut verträgt sich zudem nicht mit intensiver Sonneneinstrahlung, etwa bei einem winterlichen Strandurlaub in sonnigen Gefilden. "Es kann dann zu Hautreaktionen kommen", so Reller.
Text: Janet Binder