Younes Hamo Selevy und Mohammad Dakkouri machen eine Ausbildung im Handwerk. Die angehenden Kfz-Mechatroniker sind voller Tatendrang und blicken optimistisch in ihre berufliche Zukunft.
Text: Frauke Janßen
Foto: Kay Michalak
Als sich die jungen Männer vor drei Jahren in Bremen wieder begegneten, war ihre Freude riesengroß: Sie kannten sich aus ihrer Heimat. Beide waren 2015 aus derselben Stadt im Norden Syriens nach Deutschland geflüchtet. Seitdem hatten sie sich aus den Augen verloren. Nun brachte ihr Interesse für das Handwerk Younes Hamo Selevy und Mohammad Dakkouri in der Kfz-Werkstatt AZ in Walle wieder zusammen. Kfz-Meister Bevar Dagli bildet die beiden sowie einen weiteren Azubi seit 2018 aus. Die Familie Dagli betreibt ihr Unternehmen in Bremen seit rund 20 Jahren und beschäftigt 13 Mitarbeiter.
Für den 26-jährigen Hamo Selevy und den zwei Jahre jüngeren Dakkouri bietet die helle und geräumige Werkstatt jeden Tag neue Möglichkeiten, etwas dazuzulernen. „Es wird nie langweilig“, sagt Hamo Selevy und strahlt. Er mag die Kommunikation mit den Kunden und die Herausforderung, Schadensursachen zu finden. Denn das Kfz-Handwerk ist – neben den klassischen Schraubertätigkeiten, Wartungs- und Reparaturarbeiten an Fahrwerk und Karosserie – inzwischen hochtechnisch ausgerichtet und bedarf elektronischem Fachwissen. Mit Diagnosegeräten, die an die komplexen Motoren angeschlossen werden, heißt es Fehlerquellen auszulesen, um sie im Anschluss beheben zu können. Genau das lieben die beiden Azubis. „Die Autotechnik entwickelt sich immer weiter, man kann ständig Neues entdecken“, erzählt Dakkouri von seiner Arbeit.
Während Younes Hamo Selevy das Handwerk durch einen Freund kennenlernte, hatte Mohammad Dakkouri in Syrien bereits eine Kfz-Ausbildung angefangen: „Dort konnte ich die Theorie an der Berufsschule lernen“, berichtet er. Doch der Krieg zwang beide dazu, ihre Heimat zu verlassen. Ihren Berufswunsch können sie hier zumindest weiterleben – und das tun sie mit sehr viel Begeisterung. Sie schätzen vor allem die Verbindung von Theorie und Praxis, die die duale Ausbildung ihnen in Deutschland bietet. Hinzu kommen Weiterbildungen durch überbetriebliche Lehrlingsunterweisungen im Kompetenzzentrum der Handwerkskammer. „Damit wir die vielen Fachbegriffe verstehen und behalten können, müssen wir Gas geben“, sagt Hamo Selevy. Ihre berufsbezogenen Deutschkenntnisse konnten sie in einem Nachhilfekurs verbessern, und sie lernen zusammen. Dass einer in Walle und der andere in Bremen-Nord wohnt, stört sie nicht.
Beide brennen für die Sache, und sie schmieden Pläne für die Zukunft in Deutschland: „Nach der Ausbildung wollen wir unseren Meister machen und vielleicht eine eigene Werkstatt eröffnen“, sagt Hamo Selevy. Ob sie sich selbst ein Auto mit Elektroantrieb anschaffen würden? „Nein, noch nicht leistungsstark genug und zu wenig Ladestationen“, sagen beide. Auf neue Antriebe und die Entwicklung der Fahrzeugtechnologie schauen sie aber jetzt schon sehr wachsam – als potenzielle Arbeitsfelder von morgen.
Kfz-Mechatroniker / Kfz-Mechatronikerin
Die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker dauert dreieinhalb Jahre. Um passende Azubis zu finden, bieten viele Betriebe Praktikumsplätze zum Probearbeiten an. Weitere Infos unter www.lehrstellen-radar.de