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© 2025 Arbeitnehmerkammer Bremen

Stahl bleibt Zukunft – auch in Bremen!

Resolution der Vollversammlung der Arbeitnehmerkammer Bremen vom 26. Juni 2025

Am 19.06.2025 hat ArcelorMittal den Plänen für die Modernisierung des Bremer Stahlwerks eine Absage erteilt und damit große Enttäuschung, und weitere Verunsicherung bei den Beschäftigten ausgelöst. Die Hütte ist von großer wirtschaftlicher Bedeutung für das Land Bremen und die ganze Region. Sie sichert gut bezahlte und mitbestimmte Industriearbeitsplätze, schafft Beschäftigung in vielen industrienahen Dienstleistungen und generiert darüber hinaus wichtige Nachfrageeffekte für die regionale Wirtschaft. Die Dekarbonisierung des Stahlwerks ist ein zentraler Hebel zur Erreichung der Bremer Klimaziele und das Sozialpartnerschaftsprojekt zur sozialen Transformation sollte Vorbildcharakter für den mitbestimmten sozial-ökologischen Umbau der Industriebetriebe haben. All das wird durch die negative Konzernentscheidung nun aufs Spiel gesetzt – ein herber Rückschlag für unsere Mitglieder und das Land Bremen als Industriestandort.

Noch im März 2023 hatte der Aufsichtsrat von ArcelorMittal Bremen den Beschluss gefasst, den Standort ökologisch zu modernisieren und dabei die Interessen der Belegschaft zu berücksichtigen. Mit einer Direktreduktionsanlage und einem Elektrolichtbogenofen sollte das Stahlwerk nachhaltiger werden und „grünen Stahl“ produzieren. Bund und Land haben Fördermittel in Höhe von insgesamt 1,3 Milliarden Euro für die Dekarbonisierung bereitgestellt. Der geplante technische Wandel wird seit zwei Jahren durch ein sozialpartnerschaftliches Projekt zur sozialen Transformation begleitet, getragen vom hohen Engagement der IG Metall und des Betriebsrats. In diesem Projekt werden die Beschäftigten und das Unternehmen unter anderem zu Fragen der Weiterbildung und der strategischen Personalplanung beraten und die Kolleg*innen auf der Hütte zu Beteiligten des Umbaus gemacht. Die Ende 2023 durchgeführte Beschäftigtenbefragung hat gezeigt, dass es in der Belegschaft eine sehr hohe Veränderungsbereitschaft gibt. Die Zweifel an einer ähnlich hohen Veränderungsbereitschaft der Arbeitgeberseite sind hingegen in den letzten Monaten stark gewachsen und wurden nun leider endgültig bestätigt.

Das sagen die Beschäftigten von ArcelorMittal Bremen AKB003_IconInfo

Unserer Befragung bei ArcelorMittal Bremen hat gezeigt: Der überwiegende Teil der Belegschaft sieht die Transformation als Chance, ist bereit für Veränderungen im eigenen Arbeitsbereich und steht neuen Anforderungen und Qualifizierungsmaßnahmen aufgeschlossen gegenüber.

Stahl ist Zukunft und Stahl bleibt Zukunft: Als Grundstoff ist er u.a. für die Energie- und Mobilitätswende unverzichtbar. Mit einer heimischen Stahlproduktion können regionale und resiliente Wirtschaftskreisläufe gestaltet und Wertschöpfungstiefe erhalten werden. Daher muss es jetzt darum gehen, die Zukunftsperspektiven für das Bremer Stahlwerk gemeinsam zu sichern, und zwar parteiübergreifend und im Schulterschluss mit den Beschäftigten und ihren betrieblichen und überbetrieblichen Interessensvertretungen.
Wir erwarten einen verbindlichen Plan des Unternehmens für die Sicherung der Stahlproduktion am Standort. Die Konzernmitteilung vom 19.06. lässt eine spätere Entscheidung für einen Elektrolichtbogenofen noch offen. Diese Möglichkeit muss im Sinne der Beschäftigten, des Standorts und der Klimaziele aktiv genutzt werden.

Denn klar ist auch, die Klimaziele dürfen jetzt nicht infrage gestellt werden. Sie sind ambitioniert, aber sie sind eben auch unverzichtbar für ein gutes Leben innerhalb der planetaren Grenzen. Die Klimakrise verschärft soziale Ungleichheit und zerstört die Grundlagen des Wirtschaftens. Nicht der Klimaschutz gefährdet also Industriearbeitsplätze und den Wirtschaftsstandort, sondern der Klimawandel und die weiterhin ungebrochene Dominanz fossiler Geschäftsmodelle im Stahl und darüber hinaus.

Industriearbeitsplätze erhalten und Klimaziele einhalten

Die Arbeitnehmerkammer Bremen schließt sich der Forderung nach einem nationalen Krisengipfel für die Stahlbranche an, der ein starkes politisches Signal für den Erhalt und die Dekarbonisierung der Stahlindustrie in Deutschland setzen soll. Die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für grüne Stahlproduktion in Deutschland müssen sich verbessern. Wichtig sind daher jetzt zügige und konsequente politische Entscheidungen zur Umsetzung des europäischen Aktionsplans für die Stahl- und Metallindustrie, zur Senkung der Strompreise, zu Leitmärkten für klimaneutrale Grundstoffe und für einen wirksamen Schutz gegen Billigimporte. Auf diese Weise können gute Industriearbeitsplätze erhalten, Klimaziele eingehalten und das Vertrauen in die Gestaltung des industriellen Wandels und in die politischen Ebenen der Demokratie wieder gestärkt werden.

Die Arbeitnehmerkammer Bremen wird weiter an der Seite der Beschäftigten und des Betriebsrats stehen und sich gemeinsam mit der IG Metall für den sozial-ökologischen Umbau der Industrie im Land Bremen stark machen. Damit dieser gelingt, müssen aber auch die Unternehmen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden.


Weitere Informationen


Projekt „Menschen machen Stahl“

Im Aufsichtsrat des Bremer Stahlwerks sind sich Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretung einig, dass die technologische Transformation nur erfolgreich sein wird, wenn die soziale Transformation mit gleicher Entschlossenheit gestaltet wird. Zur Gestaltung der sozialen Transformation konnte auf Basis der Montanmitbestimmung eine gemeinsame Erklärung abgegeben werden – als Basis für das Projekt „Menschen machen Stahl“.

Schirmherr des Projekts ist der Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil. Es wird seitens des Instituts Arbeit und Wirtschaft (iaw)  wissenschaftlich begleitet. Gegenstand der Evaluation ist unter anderem, wie eine sozialpartnerschaftliche und beteiligungsorientierte Transformation gelingen kann.

Teilprojekt Steel2H(B)

Teil des Projekts „Menschen machen Stahl“ ist das dreijährige Vorhaben „Steel2H(B)“. Es wurde von der IG Metall Bremen maßgeblich mitinitiiert und vom Berufsfortbildungswerks des DGB (bfw) beantragt. Gefördert wird es durch das ESF-Plus-Bundesprogramm des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Das bfw unterstützt als Projektträger die Umsetzung der sozialen Transformation in Bezug auf die Analyse der Qualifikationsbedarfe, Beratung über Personalplanungs- und Personalentwicklungsstrategien, die Entwicklung eines Qualifizierungskonzepts sowie die und Durchführung von Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen unter Einbindung der Beschäftigten. Weitere Informationen hier.

Zukunftslotsinnen und Zukunftslotsen

Ein wichtiger Baustein der sozialen Transformation sind auch die 24 Zukunftslotsinnen und -lotsen im Bremer Stahlwerk. Sie werden stundenweise von ihrer Arbeit freigestellt, um als direkte Ansprechpersonen für Fragen und auch bei Sorgen der Beschäftigten im Stahlwerk zur Verfügung zu stehen. Die Lotsinnen und Lotsen helfen auch dabei, die Beschäftigten über Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote zu informieren und zu beraten – mit dem Ziel, die Belegschaft intensiver in den Veränderungsprozess einzubinden.


Video

Vortrag auf der LABOR.A® 2024 
Was „kostet“ uns die soziale Transformation? Erfahrungen aus dem Projekt Steel2H(B)


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