
Statistik für das Land Bremen
Lohnstruktur, Mindestlohn, Tarifbindung
12.09.2022
Sie befinden sich im Themenbereich „Lohnstruktur, Mindestlohn, Tarifbindung“. Hier finden Sie Grafiken zu den folgenden Themen:

Mittlere Löhne von Vollzeitbeschäftigten im Land Bremen überdurchschnittlich ...
Der Median ist der Wert, bei dem eine Hälfte darunter, eine Hälfte darüber liegt. Im Land Bremen wurde 2021 im Mittel von Vollzeitbeschäftigten 3.668 Euro verdient. Das ist mehr als in Deutschland insgesamt und auch mehr als in Westdeutschland. Nur in Hessen, Baden-Württemberg und Hamburg liegt das mittlere Lohneinkommen höher.

... aber geringer als in vielen anderen (westdeutschen) Städten
In den meisten anderen westdeutschen Großstädten liegt das Median-Einkommen allerdings höher als in der Stadt Bremen. Bremerhaven liegt sogar unter dem westdeutschen Wert. Hier verdienen Vollzeitbeschäftigte im Mittel lediglich 3.476 Euro brutto monatlich.

Expert:innen verdienen am meisten
In den meisten anderen westdeutschen Großstädten liegt das Median-Einkommen allerdings höher als in der Stadt Bremen. Bremerhaven liegt sogar unter dem westdeutschen Wert. Hier verdienen Vollzeitbeschäftigte im Mittel lediglich 3.476 Euro brutto monatlich.

Einkommen steigt mit Alter, Ausbildung und Anforderungsniveau
6 von 10 Expert:innen (also: Beschäftigte in Jobs mit dem höchsten Anforderungsniveau) bekommen über 5.000 Euro im Monat, 54 Prozent der Akademiker:innen ebenfalls. Dass nur 2 Prozent unter 25 Jahren so gut verdienen liegt daran, dass in diesem Alter kaum Beschäftigte mit Hochschullabschluss vollzeitbeschäftigt sind.

Mittlerer Lohn in Finanzbranche am höchsten
Im Land Bremen spreizt sich der Median zwischen der Finanzbranche und dem Gastgewerbe. In der Finanzbranche verdient jede/r zweite mehr als 4.952 Euro im Monat, im Gastgewerbe verdient die Hälfte der Vollzeitbeschäftigten unter 2.118 Euro.

Im Gastgewerbe erhält fast jede/r Zweite weniger als 2.000 Euro brutto - in Vollzeit!
Nur 12 Prozent der Vollzeitbeschäftigten im Gastgewerbe verdienen mehr als 3.000 Euro brutto im Monat. In der Finanzbranche ist ein solches Entgelt eher Regel als Ausnahme: Fast die Hälfte erzielt ein solches monatliches Bruttoeinkommen. Nur jede/r zehnte bekommt weniger als 3.000 Euro brutto. Über alle Branchen hinweg erhält jede/r vierte Beschäftigte 5.000 Euro brutto im Monat oder mehr.

Leiharbeit heißt oft Niedriglohn
Der Niedriglohnbereich wird definiert durch die Schwelle des „unteren Entgeltbereichs“, die bei 2/3 des Medians liegt. Für die bundeseinheitliche Schwelle ergibt sich ein Wert von 2.344 Euro (also: alles darunter ist Niedriglohn), für Westdeutschland liegt die Grenze bei 2.417 Euro im Monat.

Niedriglohn bei Beschäftigten ohne Abschluss besonders häufig
Das Risiko im Niedriglohnbereich zu landen ist für Beschäftigte ohne beruflichen Abschluss groß – und im Land Bremen noch deutlicher größer als in Deutschland insgesamt. Auch Ausländer und junge Menschen arbeiten in Bremen häufiger im „unteren Entgeltbereich“ als in Deutschland insgesamt. Bremische Zahlen für Leiharbeitende oder nach Betriebsgrößen liegen nicht vor.

Bremens Niedriglohnquote im Vergleich aller Bundesländer niedrig ...
Deutschlandweit arbeiten gut 18 Prozent der Vollzeitbeschäftigten für einen Niedriglohn, in Bremen sind es „nur“ 17 Prozent. In absoluten Zahlen heißt das: Fast 36.000 Menschen arbeiten in Vollzeit und bekommen weniger als 2.344 Euro im Monat. Etwa 39.400 bekommen weniger als 2.417 Euro, werden also laut westdeutscher Schwelle mit Niedriglohn bezahlt.

... im Vergleich westdeutscher Städte aber hoch.
In Westdeutschland ist das Lohnniveau höher, in großen Städten auch. Daher liegen hier die Niedriglohnquoten niedriger. In diesem Vergleich sieht es für Bremen (Stadt) und vor allem für Bremerhaven im Vergleich zu anderen westdeutschen Städten schlecht aus. In absoluten Zahlen heißt das: In der Stadt Bremen arbeiten 32.100, in Bremerhaven 7.300 Menschen in Vollzeit und erhalten weniger als 2.417 Euro brutto im Monat.

Im Gastgewerbe arbeiten 7 von 10 Vollzeitbeschäftigten für einen Niedriglohn
Im Gastgewerbe ist Niedriglohn Alltag. In Summe heißt das für 3.000 Vollzeitbeschäftigte in der Gastronomie oder Hotellerie, dass sie weniger als 2.417 Euro brutto im Monat erhalten. Im Bereich Verkehr und Lagerei (Logistik) sind fast 7.000 Menschen betroffen, im Einzelhandel etwa 3.500. Zu den wirtschaftlichen Dienstleistungen zählen z.B. Reisebüros, die Gebäudebetreuung (Reinigung) und das Sicherheitsgewerbe, vor allem aber die Arbeitnehmerüberlassung: 5.700 Leiharbeitnehmerinnen und -arbeitnehmer erhalten in Vollzeit Niedriglohn. Auch im Großhandel, auf dem Bau und dem Industriezweig Nahrungsmittelherstellung sind es (deutlich) über 1.000 Vollzeitbeschäftigte im „unteren Entgeltbereich“.

In vielen Berufen ist Niedriglohn "normal"
Bei den Berufen zeigen sich die bundesweiten „Spitzenreiter“ auch in Bremen ganz oben. In Körperpflegeberufen bekommen fast 9 von 10 Vollzeitbeschäftigten weniger als 2.417 Euro brutto im Monat. Allerdings arbeiten in diesem Bereich insgesamt nur 500 Vollzeitbeschäftigte. In absoluten Zahlen fallen die Gastro-Berufe (1.460 von 2.030), Verkaufsberufe (2.440 von 6.400), die Fahrzeugführung im Straßenverkehr (2.640 von 7.160) und vor allem Berufe in der Lagerwirtschaft (Logistik) mit fast 7.000 Niedriglöhnern (von 15.250 Vollzeitbeschäftigten) am stärksten ins Gewicht. Rund 1.200 Menschen erhalten jeweils auch als Arzt- und Praxishilfe, in Sicherheitsberufen, in Reinigungsberufen und in der Speisenzubereitung weniger als 2.417 Euro monatlich. Die Statistik für den „unteren Entgeltbereich“ und damit auch die Niedriglohnquoten gibt es nur für Vollzeitbeschäftigte, wird ein Niedrig-Stundenlohn ermittelt erhöhen sich die Zahlen nochmal deutlich, da in Teilzeit oder Minijobs geringere (Stunden-)Löhne gezahlt werden.

Fast 60.000 Menschen profitieren im Land Bremen direkt von 12 Euro Mindestlohn
Nach Berechnungen des Pestel-Instituts profitieren deutschlandweit etwa 7,8 Mio. Menschen von der Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro. Im Land Bremen haben fast 60.000 Menschen zuletzt unter 12 Euro Lohn pro Stunde bekommen – für sie ergibt sich teils eine erhebliche Steigerung ihres Lohns. Neben den direkten Profiteur:innen kann der Mindestlohn auch Menschen helfen, deren Stundenlohn knapp über der Grenze liegt, wenn die Löhne im unteren Entgeltbereich insgesamt steigen.

Fast jede/r sechste profitiert in Bremen und Bremerhaven
Bezogen auf alle Beschäftigte – sozialversicherungspflichtig in Voll- und Teilzeit sowie geringfügig Beschäftigte (Minijobber:innen) – ergibt sich eine Quote von 15 Prozent in Bremen und 17 Prozent in Bremerhaven, die von der Anhebung des Mindestlohns profitiert. Deutschlandweit liegt die Quote sogar noch etwas höher, da in manchen Kreisen – nicht nur in Ostdeutschland – fast die Hälfte der Beschäftigten unter 12 Euro Stundenlohn erhält.

Anhebung des Mindestlohns sorgt für zusätzliche Kaufkraft
Durch die Anhebung des Mindestlohns wird auch die Kaufkraft in der Region gestärkt: In Bremen und Bremerhaven sind es in Summe fast 100 Mio. Euro im Jahr, die zusätzlich entstehen. Beschäftigte mit Mindestlohn geben einen großen Teil ihres Einkommens aus, viel davon auch vor Ort. Eine höhere Kaufkraft dieser Beschäftigten kommt daher auch durch höhere Umsätze wieder bei den hiesigen Unternehmen an. Eine Stärkung der Kaufkraft für Menschen mit niedrigem Einkommen durch die Anhebung der Lohnuntergrenze ist auch vor dem Hintergrund der aktuellen Inflationsraten dringend geboten. Für wirklich armuts- und krisenfeste Löhne braucht es allerdings eine Erhöhung der Tarifbindung.

Immer weniger Betriebe sind tarifgebunden - zuletzt leichter Anstieg in Bremen
Die Tarifbindung nimmt auf lange Sicht ab. In Bremen sind 19, deutschlandweit 25 Prozent der Betrieb tarifgebunden.

Zuletzt arbeiteten wieder mehr Beschäftigte in tarifgebundenen Unternehmen
Obwohl in Bremen ein geringerer Anteil an Betrieben tarifgebunden ist, liegt der Anteil der Beschäftigten in tarifgebundenen Unternehmen hier höher. Das liegt an den tarifgebundenen Großbetrieben in Bremen. Ein Erklärungsansatz für den Anstieg könnte die AVE im Gastgewerbe sein.

Tarifbindung im Baugewerbe hoch
Laut Beschäftigtenbefragung der Arbeitnehmerkammer lag die Tarifbindung im Baugewerbe und dem Verarbeitenden Gewerbe (Industrie) am höchsten.

Tarifbindung ist in großen Betrieben höher
Je größer das Unternehmen, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein Tarifvertrag Anwendung findet. In Bremen sind 4 von 5 Großbetrieben tarifgebunden. Deshalb ist auch der Anteil der Beschäftigten in tarifgebundenen Unternehmen in Bremen im bundesweiten Vergleich hoch.
nach oben
- Tarifbindung
Schlagwörter
Themen
Kontakt

Dr. Tobias Peters
Referent für Wirtschafts- und Finanzpolitik
Am Wall 195
28195 Bremen
Tel.: 0421/36301-986
Fax: 0421/36301-995